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110 Jahre alte Dame restauriert – Volle Klänge und stehende Ovationen in Roßdorf

Gastbeitrag von Julia Otto

Anlässlich der fertiggestellten Restaurierung der Steinmeyer-Orgel, die bereits im vergangenen Oktober abgeschlossen wurde, lud die Kirchgemeinde Roßdorf am 3. April zu einem Festkonzert ein.

Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Wiedereinweihung erst jetzt stattfinden.

Ralf Benschu (ehemaliger Saxophonist der Gruppe Keimzeit) und Jens Goldhardt (Kantor der Margarethenkirche in Gotha) zogen alle Register und brachten im Festkonzert die volle Bandbreite der prachtvollen Steimeyer-Orgel zu Gehör.

Durch ein feinfühliges Registrieren der Orgel war es für den Zuhörer kaum möglich, die Grenze zwischen Saxophonklang und Orgelsound auseinanderzuhalten. Beim Musizieren bewegte sich Ralf Benschu mit Saxophon durch die gut besuchte Trinitatiskirche.

Mit Improvisationen über Choralmelodien sowie Kompositionen aus der Feder von Ralf Benschu wie z. B.: „Nun freut euch, lieben Christen“ sorgten die beiden Musiker für ein außergewöhnliches Klangerlebnis.

Im Anschluss wurden sie dafür von den Besuchern mit Applaus und stehenden Ovationen belohnt. Orgelbaumeister Christoph Schindler zeigte sich sichtlich zufrieden über den vollen Klang der romantisch angehauchten Orgel

„Sie eignet sich hervorragend mit ihren warmen und angenehmen Tönen für das Choral-Concert.“

Menschen verbinden eigene Geschichte mit der Orgel

Zur Feststunde konnte Pfarrerin Stephanie Reinhardt (Roßdorf-Wernshausen) viele Ehrengäste begrüßen, darunter auch Vorgängerin Jana Petri. Die Pfarrerin hatte während ihrer Amtszeit in Roßdorf die Restaurierung Anfang 2017 ins Rollen gebracht.

Für die Sanierung musste die Kirchgemeinde rund 35.800 Euro aufbringen.

Dank der Fördermittelgeber des Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, der Thüringer Staatskanzlei, der Evangelische Kirche Mitteldeutschland, dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Bad Salzungen-Dermbach, der Sparkassenkulturstiftung Thüringen und Hessen und den Gemeindespenden sei bereits ein großer Teil der Summe zusammengekommen.

Pfarrerin Reinhardt brachte in ihrer Begrüßungsansprache die Freude der Gemeinde über das vollendete Werk zum Ausdruck.

„Menschen haben sie zu allen Zeiten gehört“, sagte Pfarrerin Stephanie Reinhardt. „Möge die Steinmeyer-Orgel erklingen zu Gottes Lob in den Hohen und in den Tiefen Tönen des Lebens“, ergänzt Stephanie Reinhardt.

Restaurierung in Ostheim

Ein halbes Jahr war die Roßdorfer Steinmeyer-Orgel stumm. Im August 2021 wurde ein Teil der Orgel ausgebaut und in die Werkstatt der Firma Hoffmann & Schindler nach Ostheim gebracht, die sie umfangreich restauriert hat.

Christoph Schindler, Inhaber der Firma, ging nach dem Konzert in einer Power-Point-Präsentation kurz auf die Geschichte und die Restaurierung der rund „110-Jahre alte Dame“ ein.

Das aus Holz geschnitzte Orgelgehäuse stammt aus spätbarocker Zeit – ist also um etliches älter als die Orgel selbst.

Die Vorgängerorgel, von dem das übernommene und überarbeitete Prospekt stammt, wurde von dem ortsansässigen Orgelbauer Johann Caspar Rommel erbaut. Von Anfang an (Seit 1912) besaß die Orgel einen elektrischen Motor.

„Da gab es in Roßdorf nicht einmal in jedem Haus Licht“, erzählt Orgelbauer Christoph Schindler.

Für den Wiedereinbau des restaurierten Instrumentes mussten viele Einzelteile zusammengesetzt werden. Mehr als 1221 Pfeifen und die dazugehörigen Register sowie Prospekte wurden beim Orgelbauer wieder fit gemacht: gereinigt, verleimt, auf Dichte kontrolliert.

Die größte Herausforderung, wie der Orgelbauer erzählt, war die Restauration der verfallenen Holz- und Lederteile, da schon kleine Fehler den Klang der Orgel merklich verändern können. Auch der Spieltisch wurde erneuert.

Der Kreiskantor des Kirchenkreises Bad Salzungen-Dermbach, Hartmut Meinhardt, bedankte sich bei der Orgelbaufirma Hoffmann & Schindler für die grandiose Arbeit. „Sie haben uns diesen Schatz wieder gehoben und zu neuem Leben erweckt, vielen Dank dafür“.

Zum Abschluss überreichte Pfarrerin Stephanie Reinhardt den anwesenden Orgelbaumeistern, einigen Fördermittelgebern und dem Gemeindekirchenrat Blumen und Präsente und bedankte sich bei allen Spendern.

Im Anschluss wurde bei einem Glas Sekt und Bratwurst vor der Kirche auf das erfreuliche Ereignis angestoßen.

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