Gastbeitrag von Rüdiger Christ
Im 19. Jahrhundert galt die Rhön als das „Armenhaus Deutschlands“. Das raue Klima im „Land der offenen Fernen“ sorgte weiterhin für die Bezeichnung „Deutsches Sibirien“. Obwohl die Rhöner als sehr genügsam und bescheiden galten, suchten damals viele ihr Heil als Auswanderer in der „neuen Welt“.
Zwischen 1846 und 1893 zog es jährlich 100.000, zum Teil bis zu 200.000 Menschen aus Deutschland nach Amerika, zumeist in die USA.
Auch aus der Familie von Margit Markert, geborene Danz aus Neidhartshausen begaben sich Verwandte 1882 auf diesen Weg.
Margit Danz Ururgroßmutter Anna Margaretha Danz, geb. Bittorf (1837- 1914), deren jüngere Schwester Karoline Strauss, geb. Bittorf (1845-1890) und ihr Ehemann Caspar Strauss geb.1838 in Andenhausen, wanderten 1882 in die USA aus. Das Ehepaar Strauss hatte 4 Söhne und 2 Töchter.
Die Rhöner Familie Strauss muss in der neuen Heimat gut Fuß gefasst haben, denn regelmäßig unterstützten sie ihre alte Heimat mit Geldspenden. Mit dem Geldsegen aus Amerika wurden die Schulkinder in der alten Heimat unterstützt.
Im Zuge des 1. Weltkrieges fielen viele Kirchenglocken im deutschen Kaiserreich der Rüstungsindustrie zum Opfer. Davon waren auch die Glocken der St. Michael-Kirche Neidhartshausen betroffen.
Emma Katharina Strauss, eine Tochter der Auswandererfamilie Strauss aus Andenhausen ist in der Millionenstadt Chicago am Michigansee im US-Bundesstaat Illinois heimisch geworden. Sie sorgte mit einer größeren Spende 1921 für die Neuanschaffung der großen Glocke für die St. Michael-Kirche in Neidhartshausen.
Die große Stahlglocke aus Bochum ist mit der Widmung versehen: „DER HEIMATKIRCHE VON NEIDHARTSHAUSEN GESTIFTET VON FAMILIE STRAUSS – CHICAGO 1921 UND VON DER GEMEINDE“.
Bis in die heutige Zeit pflegen die Nachkommen der Auswanderer von 1882 und die Familie Markert die familiären Kontakte. Von Zeit zu Zeit besuchen Nachkommen aus den USA Neidhartshausen.
Ein Besuch der St. Michael-Kirche mit der Besichtigung der großen Glocke ist dabei immer ein Höhepunkt.