Gastbeitrag von Katja Schramm
Als „glückliche Fügung“ beschreibt Michael Köhler die heutige Situation, die vor einem Jahr für den Apotheker nicht vorstellbar war. Zu dem Zeitpunkt als sich der Inhaber der „Rhön-Apotheke“ in Kaltennordheim entschloss, neue berufliche Wege zu gehen und die Apotheke zu verkaufen.
Zu etwa der gleichen Zeit begab sich Julia Ackermann auf die Suche nach einer neuen Herausforderung in ihrer Rhöner Heimat. Neun Jahre leitete sie eine Apotheke in der Nähe von Würzburg. „Eine glückliche Zeit“, die allerdings mit häufigem Pendeln verbunden war, sagt die 36-Jährige, die sich trotz der Entfernung stets mit ihrem Heimatort Dermbach eng verbunden fühlte.
Der Wunsch nach Hause zurückzukehren war groß, um mit Familie und Freunden wieder täglich zusammen sein zu können.
Genau wie Michael Köhler meldete sich auch Julia Ackermann in der „Apothekenbörse“ an, einer digitale Plattform für Pharmazeuten. Und ebenso klingelte im Frühjahr bei beiden das Telefon mit dem überraschenden Anruf, dass sich ein möglicher Käufer beziehungsweise ein Verkäufer gefunden haben. Und dann ging alles ganz schnell. Viel schneller als es Michael Köhler gedacht hatte, schließlich wurde ihm eine Wartezeit bis zum Verkauf der Apotheke von vier bis fünf Jahren prognostiziert, aufgrund der ländlichen Lage.
Auch Julia Ackermann war bei ihrer anfänglichen Suche skeptisch, kurzfristig eine Apotheke in der Rhön finden zu können, die sie übernehmen könnte. Dass es die „Rhön-Apotheke“ in Kaltennordheim werden sollte, konnte sie „kaum fassen“.
Und jetzt, ein Jahr später, hat die neue Inhaberin ihren Dienst begonnen. Nach anstrengenden Monaten der Abwicklung in Würzburg, Einarbeitung in Kaltennordheim und des Umzuges mit ihrem Ehemann und den zwei kleinen Kindern zurück nach Dermbach. Doch mit Familie und Freunden im Rückhalt wurde das Heimkommen zum Wunscherfüller. Eine Entscheidung, die „absolut richtig“ war. „Wir fühlen uns angekommen.“
Auch Michael Köhler ist glücklich mit seiner Entscheidung, die Apotheke verkauft zu haben. Seit vier Jahren studiert der 48-Jährige Informatik, nebenbei per Fernstudium. Der Wunsch als Softwareentwickler zu arbeiten reifte während dieser Zeit so stark, dass der Entschluss kam, aus dem Apothekenwesen auszusteigen. Nach 18 Jahren als Inhaber der „Rhön-Apotheke“, die Michael Köhler am ersten Januar 2003 von seinen Eltern Irmlind und Martin Köhler übernahm. Eine familiäre Fortsetzung in der dritten Generation hätte es allerdings zukünftig nicht gegeben.
Die beiden Söhne von Michael Köhler schlagen beruflich eine andere Richtung ein, so dass der Apothekenverkauf in einigen Jahren in jedem Fall bevorgestanden hätte. Für die Kundschaft ändert sich außer des Inhaberwechsels nichts spürbares. Das Team, welches zum Teil seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, bleibt bestehen.
„Ein Team, welches für mich in all den Jahren wie eine Familie geworden ist“, sagt Michael Köhler wehmütig. Dieser Abschied sei ihm schwergefallen.
Ein Gefühl, das auch Julia Ackermann nur zu gut kennt. Auch sie sei mit ihrem früheren Mitarbeiterteam „eng verbunden“ gewesen und weiß dadurch sehr zu schätzen, was ein Team leistet und ein gutes Miteinander bedeutet. Von ihren neuen Mitarbeitern sei Julia Ackermann freundlich willkommen geheißen worden.
Voller Zuversicht und Enthusiasmus kann das neue Jahr nun starten – für Julia Ackermann und Michael Köhler gleichermaßen, die zwischen Willkommen und Abschied ihren beruflichen Neuanfang wagen.