29.6.20
Roland Ernst, Bürgermeister von Unterbreizbach reagiert auf die Veröffentlichung der Familie Klüber wieder mit einem offenen Brief. Die Anschuldigungen möchte er nicht auf sich sitzen lassen.
Der Gemeindevertreter hat eine andere Sicht auf die Geschehnisse.
Hier sein Brief im Wortlaut:
Auf die ausführliche Stellungnahme der Familie Klüber muss und möchte ich als Bürgermeister der Einheitsgemeinde reagieren und das ein oder andere richtig stellen.
Richtig ist, dass Beschäftigte in medizinischen und pflegerischen Berufen wie auch im Einzelhandel und noch vielen anderen Bereichen von der Corona-Pandemie physisch und psychisch in stärkerem Maße betroffen waren und sind, als andere Berufsgruppen. Und den Beschäftigten dieser systemrelevanten Bereiche gehört unser aller Dank.
Dieser Fakt wie auch die Tatsache, dass jemand eine Frau und Mutter ist, kann und darf aber nicht zur Folge haben, dass Entscheidungen kritiklos zu akzeptieren sind.
Jede Bürgermeisterin wie auch jeder Bürgermeister hat einen Eid geschworen, dass sie sich mit all ihrer Kraft für die positive
Entwicklung ihrer Kommune einsetzen. Und hierfür zählt natürlich mit an vorderster Stelle eine gute ärztliche Versorgung im Ort zu haben.
Wenn diese Versorgung bedroht ist bzw. nicht mehr gegeben ist, dann ist es insbesondere auch die Aufgabe des Bürgermeisters wie auch der gewählten Gemeindevertreter sich für den Erhalt einzusetzen. Und genau dieses haben wir in den vergangenen 12 Monaten gemacht.
Nachdem sich Frau Dr. Klüber gegen ein Mietverhältnis ausgesprochen hat, hat die Gemeinde Frau Klüber wie dann später auch die Fa. Klüber Immobilien Verwaltungs GbR bei der Suche nach einem Grundstück unterstützt.
Von den 3 angebotenen gemeindlichen Grundstücken fiel die Wahl durch den potentiellen Bauherrn auf das besagte Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zu den K+S Anlagen.
Auf das Vorhandensein der Lauge-Becken als auch die auf dem Kali-Grundstück befindlichen Gebäude und die Bahnanlagen in 45m Entfernung wurde tatsächlich nicht explizit hingewiesen, diese konnte und kann man nicht übersehen (siehe Foto).
Es sei denn, man hat sie billigend in Kauf genommen.
Mit Schreiben vom 13.09.2019 von der Gemeinde an Herrn Thomas Klüber als Vertreter der Klüber Immobilien Verwaltungs GbR wurde folgendes mitgeteilt: „Das von Ihnen geplante Vorhaben zum Bau eines Gesundheitszentrums wird seitens der Gemeinde sehr positiv gesehen und uneingeschränkt unterstützt.“
In diesem Schreiben wurde Herrn Klüber auch mitgeteilt, dass sich das vom Investor favorisierte „Grundstück teilweise im amtlich festgestellten Überschwemmungsgebiet der Ulster befindet …“ und „dass nicht das gesamte Grundstück zur Bebauung genutzt werden kann.“
Des Weiteren wurde in diesem Schreiben darauf hingewiesen, dass das Grundstück vor ca. 20 Jahren aufgefüllt wurde. Die Aussage, dass ich quasi einen Persil-Schein für das Grundstück ausgesprochen hätte, entspricht nicht der Wahrheit und hierfür wäre ich auch gar nicht legitimiert.
Ein Bauinvestor, der nach eigenen Angaben schon viele Jahre erfolgreich auf dem Markt tätig ist, sollte auch einen Blick dafür haben, wo potentielle Risiken liegen. In einem persönlichen Gespräch mit Herrn Thomas Klüber Anfang November letzten Jahres wurde diesem von mir (unter Zeugen) ausdrücklich empfohlen, sich das ca. 75m entfernte Gemeindegrundstück anzuschauen.
Dieses Grundstück befindet sich außerhalb des Überschwemmungsgebietes, grenzt an keine K+S – Anlagen, und ist auch deutlich weiter von den Bahngleisen entfernt. Dazu kommt noch, dass auf diesem einige sehr schöne Birken und Weiden stehen – also ein deutlich attraktiveres Grundstück zum gleichen Preis.
Herr Klüber versprach zwar, sich das Grundstück anzusehen … aber eine Antwort kam nicht. Frau Hößel war übrigens bis heute der Meinung, dass der Bau auf diesem Alternativ-Grundstück erfolgen sollte.
Die besagte Bauvoranfrage ging in der Gemeinde per E-Mail am 30.1.2020 ein, die positive gemeindliche Stellungnahme wurde Mitte Februar an die Untere Bauaufsicht gesendet. Da eine GbR nicht als Ansprechpartner dienen könne, wurde durch die Untere Bauaufsicht die Firma Klüber Immobilien Verwaltungs GbR bereits am 4.2.2020 angeschrieben, mit der Bitte einen bevollmächtigten Vertreter zu benennen.
Nach nochmaligem Anschreiben, mit der Drohung die Bearbeitung der Bauvoranfrage einzustellen, wurde Anfang April Frau Michelle Klüber als Vertreterin der Klüber Immobilien Verwaltungs GbR benannt. Also zu einem Zeitpunkt, zu dem durch Frau Dr. Jessica Klüber bereits der Antrag auf Verlegung des Arztsitzes bei der Kassenärztlichen Vereinigung gestellt wurde!!
Die Stellungnahme von K+S vom 16.4.2020 kann nicht der Grund gewesen sein, dass bereits 2 Wochen vorher der Antrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung gestellt wurde.
In dem angesprochenen anwaltlichen Schreiben, in dem mir untersagt wurde, zu behaupten, dass die Familie Klüber mit Kalkül agiert hat, ist zu lesen:
„Im April ergab sich eine neue Lage, da in unmittelbare Nähe ihres Wohnsitzes eine Unterversorgung erklärt wurde und damit die Verlegung ihres Arztsitzes als Kassenärztin nach Geisa möglich wurde.
Bis zu diesem Zeitpunkt, der Feststellung der Unterversorgung, bestand für sie kein Anlass, anzunehmen, dass sie ihre Praxis nach Geisa verlegen könnte.“
Aha … „verlegen könnte“. Also hat Frau Dr. Klüber auf die erst beste Gelegenheit gewartet und sofort den Antrag auf den Weggang aus Unterbreizbach gestellt. Wer und wie im April eine medizinische Unterversorgung in Geisa festgestellt hat, wird in dem Anwalt-Schreiben leider nicht erklärt.
Meines Wissens war die Situation im April keine andere wie im Februar oder März. Nur vor dem 1.April konnte Frau Dr. Klüber noch keinen Antrag stellen, da sie ja noch nicht alleinige „Praxisinhaberin“ war.
In der Stellungnahme der Familie Klüber vom 26.6. heißt es nun wörtlich:
„Der Antrag auf Sitzverlegung ist den direkten Entwicklungen der
Pressemeldung des Medizinischen Versorgungszentrums Bad Salzungen sowie der Stellungnahme K+S zum geplanten Bauvorhaben der Klüber Immobilien-Verwaltungs GbR geschuldet.“
Alle Achtung, die Familie Klüber verfügt über hellseherische Fähigkeiten. Sie weiß bereits Anfang April, was 2 Wochen später in der K+S-Stellungnahme steht und sogar schon was Mitte Mai durch das MVZ Bad Salzungen zur Besetzung der Hausarztstelle in Geisa in einer Presseinfo veröffentlicht wird – CHAPEAU!!
Für mich stellt sich die Sache wie folgt dar. In gewissem Sinne erfolgte das Agieren der Familie Klüber zweigleisig … die von Anfang favorisierte Variante war die kurzfristige Verlegung des Arzt-Sitzes nach Geisa.
Frau Dr. Klüber wollte nie wirklich in Unterbreizbach bleiben. Da man sich aber nicht hundertprozentig sicher sein konnte, wie der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung sich letztendlich entscheidet, wurde das Bauvorhaben auf Sparflamme weiterverfolgt.
Eine K+S Stellungnahme als Grund für die Aufgabe des Bauvorhabens zu nehmen, ist auch wenig glaubwürdig. Über die Bauvoranfrage entscheidet letztendlich die Untere Bauaufsicht und diese wird auf gemeindliche Nachfrage in Kürze einen positiven Bescheid erstellen!
Natürlich wird dieser Bescheid auch Auflagen, z.B. was die Einhaltung von Lärmschutzmaßnahmen betrifft, enthalten. Dass die Bearbeitung der
Bauvoranfrage sich über einen Zeitraum von fast 5 Monaten hinzieht, ist aus Sicht der Gemeinde mehr als ärgerlich. Die Familie Klüber sieht dies sicher anders …
Und wenn ich tatsächlich an der Umsetzung einer Millionen-Investition interessiert bin, dann vagiere ich aktiv, frage nach, suche nach Lösungsmöglichkeiten, stehe in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden … Fehlanzeige!!
Noch ein paar Worte zu den Patienten, um deren Wohl es hier zu aller erst geht. Nun zu schreiben, „dass die Mehrzahl der Patienten in einer Arztsitzverlegung in das 15 km entfernte Geisa kein Hindernis sehen.“ ist schon dreist. Was bleibt den Patienten denn anderes übrig.
Wohin sollen die Patienten denn gehen, welcher Hausarzt hier um Unterbreizbach herum hat freie Kapazitäten, um hunderte von Patienten aufzunehmen?
Andersrum könnte man ja jetzt fragen, wenn die Mehrheit der Patienten aus Unterbreizbach mit nach Geisa geht, welche
zusätzlichen Patienten aus dem Geisaer Amt will und kann Frau Dr. Klüber dann noch behandeln?
Wie will sie da maßgeblich zur Verbesserung der Unterversorgung beitragen? Die Zukunft wird es zeigen.
Zum Schluss – den Antrag auf Verlegung der Arzt-Praxis hat immer noch nicht die Gemeinde gestellt – der schwarze Peter bleibt bei der Familie Klüber. Und liebe Familie Klüber, die ganze Angelegenheit ist tatsächlich für die Gemeinde Unterbreizbach sehr ERNST.
Roland Ernst
Bürgermeister
Update 24.6.20
Heute reagiert die Familie Klüber und Frau Dr. Jessica Klüber auf die Anschuldigungen der Gemeinde und des Bürgermeisters. In dem Brief wird die Lage aus Sicht der Familie geschildert.
Hier Auszugsweise:
Gemeinsame Stellungnahme der Familie Klüber und Frau Dr. Jessica Klüber zur Veröffentlichung der Gemeinde Unterbreizbach im Namen des Bürgermeisters Roland Ernst, des Gemeinderates und der Ortsbeiräte vom 19.06.2020:
Wir als Familie Klüber sind geschockt von der Art und Weise, wie einzelne Amtsträger rund um Bürgermeister Roland Ernst mit ihrer Verantwortung in diesen speziellen Zeiten umgehen.
Die aktuelle Diskussion ist bestimmt von Corona und den Herausforderungen, welche gerade Menschen in Berufen rund um die Bereiche Gesundheit und Pflege seit Wochen unter persönlichem Einsatz leisten. Gerade Sie verdienen Wertschätzung und Anerkennung für Ihre geleistete Arbeit unter schwierigsten Bedingungen.
Auch gelten die Verordnungen und Einschränkungen zu Eindämmung der Pandemie in Thüringen unter veränderten Rahmenbedingungen fort, um die erreichten Ergebnisse nicht weiter zu gefährden. Gerade deshalb sollten medizinisches Personal und Pflegekräfte entlastet und nicht zusätzlich belastet werden, wie die aktuelle Vorgehensweise von Herrn Roland Ernst in seiner Situation als Bürgermeister der Gemeinde Unterbreizbach zeigt.
Land-Ärztemangel ist der Hauptgrund
Die eigentliche Ursache für die aktuelle Situation liegt in einem medizinischen System, welches gezeichnet ist durch Ärztemangel sowie die immer weiter steigenden Anforderungen an den Beruf eines Arztes. Nicht verwunderlich also, dass eine große Anzahl an möglichen Praxisnachfolgern die Selbstständigkeit als Arzt/Ärztin meiden und immer mehr Landärzte keinen Nachfolger finden.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Grundvoraussetzung für ein funktionierendes System. Jede berufstätige Mutter und jeder berufstätige Vater kann sich die täglichen Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt, nur vorstellen. Umso mehr Anerkennung gehört unserer Meinung nach insbesondere Frauen geschenkt, die es schaffen, den Spagat zwischen Familie und Beruf jeden Tag aufs Neue zu meistern.
Große Unterstützung aus der Bevölkerung
Wir möchten uns als Familie und im Namen von Frau Dr. Jessica Klüber ganz herzlich für den persönlichen Zuspruch und die Anteilnahme bedanken, die uns von zahlreichen Patienten und Menschen aus der Region zuteilwerden. Viele können kein Verständnis für die Art der Vorgehensweise empfinden, die mit der Veröffentlichung durch die Vertreter der Gemeinde einhergeht.
Danke auch dafür, dass die Mehrzahl der Patienten in einer Arztsitzverlegung in das 15 km entfernte Geisa kein Hindernis sehen.
Vielmehr überwiegt die Dankbarkeit darüber, eine junge Ärztin in der Region zu haben, welche die kommenden 30 Jahre – so Gott will – praktizieren kann. Darüber hinaus ist seit Beginn der Übernahme des hälftigen Arztsitzes im Jahr 2019 Frau Dr. Jessica Klüber als „Ärztin auf Rädern“ unterwegs und betreut Patienten zu Hause.
Ihrer Rolle als Ärztin, Mutter und wertgeschätzte Person wird Sie mehr als gerecht. Niemand sollte herabwürdigende und öffentlich unwahre Behauptungen in Umlauf bringen, egal ob Amtsträger oder Bürger.
Bedanken möchten wir uns bei Frau Dr. Hößel, welche sich persönlich von Inhalten sowie der Art und Weise der Veröffentlichung vom 19.06.2020 in aller Form distanziert hat.
Praxis schließt erst in 2021
Selbstverständlich verstehen wir als Familie auch, dass Veränderungen für den ein oder anderen mit Unsicherheit verbunden ist und gerade die medizinische Versorgung in der aktuellen Situation Beachtung finden muss.
Deshalb und auch gerade aufgrund der aktuellen Situation ist die Arztsitzverlegung erst zum 01.04.2021 beantragt worden und durch die Kassenärztliche Vereinigung positiv entschieden.
Grundsätzlich hat jeder Mediziner mit Arztsitz das Recht, einen Wechsel seines Sitzes zu beantragen. Gemäß § 24 Absatz 7 der Zulassungsverordnung für Ärzte darf der in diesem Fall zu entscheidende Zulassungsausschuss den Antrag eines Vertragsarztes auf Verlegung seines Vertragsarztsitzes nur genehmigen, wenn Gründe der vertragsärztlichen Versorgung dem nicht entgegenstehen. Diese wurde geprüft und genehmigt.
Eine Gemeinde hat keinen festen Arztsitz
Das vermittelte Bild durch die Veröffentlichung am 19.06.2020, der Arztsitz sei im Eigentum oder gar Besitz der Gemeinde Unterbreizbach, ist leider irreführend und dies hätte den gemeindlichen Akteuren bekannt sein müssen.
Der Antrag auf Sitzverlegung ist den direkten Entwicklungen der Pressemeldung des Medizinischen Versorgungszentrums Bad Salzungen sowie der Stellungnahme K+S zum geplanten Bauvorhaben der Klüber Immobilien-Verwaltungs GbR geschuldet.
Geplantes Bauvorhaben Gesundheitszentrum
Die Behauptung, Frau Dr. Jessica Klüber sei am geplanten Grunderwerb oder der Gesellschaft zum Bau des Gesundheitszentrums beteiligt bzw. eingebunden, entspricht nicht den der Gemeinde seit Beginn des Vorhabens vorliegenden Tatsachen.
Die gesamte Verantwortung obliegt den Gesellschaftern der Klüber Immobilien-Verwaltungs GbR, an der Frau Dr. Klüber nicht beteiligt ist.
In der Rolle als Mieterin der geplanten Praxisräume wäre Frau Dr. Klüber aufgetreten. Auch diese Tatsachen waren der Gemeinde bekannt.
Uns als Familie Klüber hat diese Veränderung der Situation am 16.04.2020 (Stellungnahme K+S zum geplanten Bauvorhaben) genauso überraschend getroffen, wie die Bürger von Unterbreizbach am 19.06.2020 (Veröffentlichung durch die Gemeinde Unterbreizbach Verlagerung Arztsitz) ohne weitere Rück- und Absprache mit den Beteiligten der anderen Seite.
Mit der Stellungnahme von K+S Minerals und Agriculture GmbH vom 16.04.2020 konnte aus rein wirtschaftlichen Gründen eine Realisierung des bereits in Planung befindlichen Gesundheitszentrums an dem uns von der Gemeinde angebotenen Grundstück ,Vachaer Straße, Gemarkung Unterbreizbach, Flur 3, Flurstück 336, nicht mehr wirtschaftlich realisiert werden, da „deren Vereinbarkeit mit den vorhandenen Bestandsbetriebsanlagen der K+S Minerals & Agriculture GmbH sowie der geplanten Folgenutzung aus unserer Sicht problematisch erscheinen.“ (Zitat Schreiben K+S vom 16.04.2020)
…
Das oben bezeichnete Grundstück wurde uns von der Gemeinde angeboten und auf Nachfrage, ob es irgendwelche aktuell bekannten Erkenntnisse gibt, die einer nachhaltigen Realisierung des der Gemeinde vorliegenden Projektes im Wege stehen könnte, wurde dies von Herrn Roland Ernst verneint.
Geplant war ein Gesundheitszentrum in ökologischer Massivholz-Bauweise mit attraktiven barrierefreien Wohnungen. Den Bürgern von Unterbreizbach sowie den Patienten sollte ein modernes, innovatives, zeitgemäßes und nachhaltiges Projekt ermöglicht werden.
Die einzige Unterstützung der Gemeinde und Aufgabe bestand darin, ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen.
Das o.g. Grundstück wurde uns zum Kauf zu regulären Konditionen angeboten, ohne dass die Gemeinde in wirtschaftlicher Hinsicht oder anderweitig Unterstützung außerhalb des normalen behördlichen Genehmigungsweges hätte leisten müssen. Risiko und Umsetzung hätten die Investoren vollständig selbst getragen.
Alte Praxis war nur Übergangslösung
Die Bauvoranfrage wurde Anfang Februar 2020 gestellt, der ursprüngliche Baubeginn war für Juli 2020 und die Inbetriebnahme bzw. Übergabe des Zentrums zum Beginn der Adventszeit 2020 geplant.
Die derzeitigen Praxisräume werden von der Vorgängerin, Frau Dr. Hößel, freundlicherweise als vorübergehende Lösung zur Verfügung gestellt.
Wir als Familie haben Verständnis, dass es aufgrund der Corona Situation zur terminlichen Verschiebungen oder bedingten Fristverlängerung der Beteiligten gekommen ist.
…
Enttäuscht sind wir von den Tatsachen und Umständen, welche zur Absage der geplanten Investition in siebenstelliger Höhe geführt haben.
Ein alternatives, geeignetes Grundstück und die Errichtung des Gesundheitszentrums hätte wohl in Kürze starten können. Wie jeder Bauherr auch, sind wir hier abhängig von der Gemeinde, da private Bemühungen eines Grunderwerbs gescheitert sind.
Wir verstehen auch die große Enttäuschung der verantwortlichen Entscheidungsträger, Herr Bürgermeister Roland Ernst und der Gemeindevertreter, dass neben den Schwierigkeiten ein gemeindliches Sozialzentrum erfolgreich umzusetzen nun auch das durch Investoren geplante Gesundheitszentrum nicht zu Stande kommt.
…
Da Frau Dr. Jessica Klüber die Möglichkeit genommen wurde, persönlich ihren Patienten, Kollegen und der Gemeinde Ihre Entscheidung zur Arztsitzverlegung zum 01.04.2021 mitzuteilen sowie die Art und Weise, wie hier durch gemeindliche Vertreter polarisiert wird, bitten wir den verschwörungstheoretischen Behauptungen „einer von langer Hand geplanten Aktion“ die Beachtung zu schenken, die solch ein Niveau verdient hat.
Herr Ernst hat durch Unterzeichnung der von Frau Dr. Jessica Klüber geforderten Unterlassungserklärung, die ihm verbietet bei Geldstrafe die von ihm als falsch akzeptierten Erklärungen, die zur Verletzung ihrer Persönlichkeit zu führen geeignet sind, letztlich bestätigt, dass der Sachverhalt von ihm dargestellt worden ist.
Ohne Humor hätten wir wohl als Familie ähnlich ERNST emotional reagiert. Wir wünschen uns und Ihnen nach diesen turbulenten Monaten eine gute und ruhige Sommerzeit.
Wir danken Ihnen für die Unterstützung und bleiben Sie gesund.
Familie Klüber
22.6.20
Der Landrat bietet auch seine Hilfe bei Besetzung des Arztsitzes in Unterbreizbach an
Landrat Reinhard Krebs und Sozialdezernent Martin Rosenstengel kündigen Unterstützung für Unterbreizbach beim Thema Arztniederlassung an:
„Einen Arztsitz in Unterbreizbach halten wir für dringend notwendig und wir werden das Gespräch mit den Verantwortlichen für die medizinische Versorgung der Region suchen.“
Die Situation in Unterbreizbach ist für den Landrat die Folge einer Gesamtentwicklung im ländlichen Raum.
„Die großen Schwierigkeiten, die sich in den letzten Jahren bei der Nachbesetzung von altersbedingt ausscheidenden Ärzten abgezeichnet haben, führen nun zu Lücken.
Auch wenn der Wartburgkreis in der Statistik als nicht unterversorgt gilt, stellt sich die Situation im Alltag an manchen Orten doch ganz anders dar. Wir sehen uns in der Verantwortung, die Versorgung in der Breite sicherzustellen.“
Landrat und Sozialdezernent werden die Gespräche zu Unterbreizbach schnellstmöglich aufnehmen.
Update 18.10Uhr
In Unterbreizbach gibt es mächtig Unmut über den Weggang der Ärztin und voraussichtlich auch der Arztstelle nach Geisa.
Nun reagiert die Stadt Geisa mit einer Klarstellung der Sachlage.
Stellungnahme Arztwechsel Unterbreizbach-Geisa
Zum Wechsel einer Ärztin von Unterbreizbach nach Geisa möchte die Stadt Geisa folgende Stellungnahme abgeben.
Die Stadt Geisa möchte zuerst grundsätzlich klarstellen, dass von ihrer Seite aus nie eine aktive Abwerbung von Ärzten stattgefunden hat. Grundsätzlich hat jeder Mediziner mit Arztsitz das Recht, einen Wechsel seines Sitzes zu beantragen.
Gemäß § 24 Absatz 7 der Zulassungsverordnung für Ärzte darf der in diesem Fall zu entscheidende Zulassungsausschuss den Antrag eines Vertragsarztes auf Verlegung seines Vertragsarztsitzes nur genehmigen, wenn Gründe der vertragsärztlichen Versorgung dem nicht entgegenstehen. Entsprechendes gilt für die Verlegung einer genehmigten Anstellung.
Der Zulassungsausschuss besteht aus einem paritätisch besetzten Gremium von jeweils drei Ärzten und drei Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen. Diese Konstellation gewährleistet ein ausgeglichenes Zusammenspiel der verschiedenen Interessen.
Bei einem Antrag auf Arztsitzwechsel wird vor einer Entscheidung des Zulassungsausschusses die Datenlage vor Ort genaustens geprüft, dies wurde der Stadt Geisa auf heutige Anfrage beim Landeszulassungsausschuss bestätigt. Sprich hier werden Daten über Einwohnerzahlen, Verkehrsanbindung sowie die aktuelle Versorgung in beiden Orten ausgewertet und geprüft.
Der Ausschuss fällt seine Entscheidung allein nur aufgrund der ihm vorgelegten Datenlage.
Eine Unterschriftenpetition mag wohl ein politisches Signal sein, spielt aber bei der Entscheidung des Zulassungsausschusses keine Rolle, da es sich hier um ein vollkommen politisch unabhängiges Gremium handelt. Im Übrigen wurde die Unterschriftenpetition von Bürgern des Geisaer Landes aufgrund einer Pressemeldung des Medizinischen Versorgungszentrums Bad Salzungen initiiert.
In dieser wurde mitgeteilt, dass die Stelle eines Allgemeinmediziners in Geisa weiterhin unbesetzt bleibt. In der Unterschriftenpetition wurde von den Bürgern ganz klar kein Wechsel, sondern die Neuschaffung eines Arztsitzes aufgrund der medizinischen Unterversorgung in der Region gefordert.
19.6.20
Roland Ernst, Bürgermeister von Unterbreizbach schreibt sich den Frust mit einem öffentlichem Brief von der Seele. Dieser wurde am Freitag Abend in den sozialen Netzwerken geteilt und auf der Internetseite der Gemeinde veröffentlicht.
Hier ein Auszug:
Information von Roland Ernst, Bürgermeister Unterbreizbach
Auf Antrag von Frau Dr. Klüber (Nachfolgerin unserer langjährigen Hausärztin Frau Hößel) hat der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung am 9. Juni die Entscheidung getroffen, dass der bisherige Arzt-Sitz in Unterbreizbach nach Geisa verlegt werden darf.
Ebenso hat diesem Tag die Geisaer Bürgermeisterin Frau Henkel in der Presse die Unterschriftensammlung für einen zusätzlichen Arzt-Sitz im Geisaer Amt präsentiert.
Bis zu diesem Zeitpunkt hat Frau Dr. Klüber die Gemeinde, Frau Hößel und ihre Patienten in dem Glauben gelassen, dass sie dauerhaft in Unterbreizbach praktizieren wolle.
…
UPDATE 23.6.20
Der Brief geht noch weiter, der Bürgermeister hat aber mittlerweile eine Unterlassungsanordnung Unterschrieben.
Deswegen wird der Text hier gelöscht.
Wir rufen alle Bürger von Unterbreizbach, Räsa, Pferdsdorf, Sünna und den Hofgemeinden auf, sich an der Protestveranstaltung zum Erhalt des Arztsitzes in Unterbreizbach zu beteiligen!
Kommen Sie am Montag, dem 22. Juni, um 16:00 Uhr in den Kulturpark nach Unterbreizbach
An diesem Wochenende findet auch eine Unterschriftensammlung für den Erhalt der bisherigen ärztlichen Versorgung in unserer Gemeinde statt. Nur wenn wir als Einwohnerschaft geschlossen auftreten, sehen wir eine Chance an der Entscheidung des Weimarer Gremiums etwas zu ändern.
Roland Ernst (Bürgermeister) im Namen des Gemeinderates und der Ortsteilräte Sünna und Pferdsdorf