Gastbeitrag von Manuela Henkel
Am 12. Dezember 1989 wurde aufgrund des immer größer werdenden Drucks der DDR-Bevölkerung auch der Grenzübergang Motzlar-Günthers geöffnet. Nach anhaltenden Demonstrationen durchschnitten die zuständigen Grenzoffiziere den Zaun und gaben den Weg frei in die langersehnte Freiheit.
Anlässlich dieses historischen Ereignisses laden die Gemeinde Schleid und die Stadt Tann unter dem Motto „Grenzenlos feiern“ zu einem länderübergreifenden Fest am 5. und 6. Oktober 2019 ein.
Mit einem Themenabend und einem großen Fest mit ökumenischem Gottesdienst sollen persönliche Grenzerfahrungen ausgetauscht, den geschichtsträchtigen Ereignissen vor 30 Jahren gedacht und vor allen Dingen gemeinsam miteinander „grenzenlos“ gefeiert werden.
Samstag 5. Oktober: „Wir an der Grenze“
Am Samstag, den 5. Oktober 2019 findet um 19.30 Uhr im „Dorfsaal“ in der Nüdlingstraße in Motzlar ein Themenabend unter dem Motto „Wir an der Grenze“ statt. Dabei werden Jugendliche aus der Region in einem Rollenspiel die Zwangsaussiedlung des Seeleshofes bei Spahl vorstellen.
Im Anschluss wird die Dokumentation „Zwangsevakuierungen im Geisaer Amt“ von Filmemacher Peter Grimm gezeigt. Der Film berichtet beispielhaft über die „Ausbürgerung“ der Familie Fink aus Kranlucken und beinhaltet zahlreiche Interviews mit Menschen aus der Region. Bei einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Peter Grimm schildern Zeitzeugen ihre „Grenzerfahrungen“.
Mit dabei sind die Präsidentin des Bundes der Zwangsausgesiedelten Marie-Luise Tröbs, Domkapitular Bruno Heller, der Begründer der Mahn- und Gedenkstätte Point Alpha Berthold Dücker, Tanns ehemaliger Bürgermeister Dieter Herchenhan, Heimatforscher Bruno Leister, Bundespolizeibeamter und Ortsvorsteher Thomas Wehner sowie Stefan Jakobi, dessen Vorfahren aus Motzlar zwangsausgesiedelt wurden.
Sonntag, 6. Oktober: Gottesdienst, musikalischer Festzug & buntes Programm
Der Sonntag, 6. Oktober 2019, steht unter dem Motto „Grenzenlos feiern“ und beginnt um 10 Uhr mit einem Ökumenischen Gottesdienst mit Pfarrerin Heike Dietrich und Domkapitular Bruno Heller direkt am Grenzübergang Motzlar-Günthers.
Die musikalische Gestaltung übernehmen das MusikCorp Tann und die Motzlarer Blasmusikanten. Parkplätze sind vor dem Grenzübergang Abzweig Sinswinden oder am Bahnhof in Günthers bzw. Festplatz Motzlar an der B278 vorhanden.
Ab 9 Uhr steht ein Shuttle Dienst zum Grenzübergang von der Ulsterbrücke in Günthers bzw. vom Festplatz Motzlar an der B278 zur Verfügung, der den ganzen Tag über hinweg fährt. Nach dem Gottesdienst wird es einen musikalischen Festzug nach Motzlar geben in Erinnerung an den einstigen gemeinsamen Festzug der Musikanten aus Ost und West vor 30 Jahren.
Ab 12 Uhr wird zum gemeinsamen Mittagessen in das neue Vereinshaus „Dorfschule“ in der Friedensstraße in Motzlar eingeladen. Bei musikalischer Unterhaltung werden hessisch-thüringische Tanzaufführungen geboten, weiterhin gibt es eine Filmvorführung und Bilderausstellung, Kaffee und Kuchen, Hüpfburg, Kinderschminken und eine Kinderralley.
Ebenso wird das Musikhaus Kram aus Zella, dass ab November Musikunterricht im neuen Vereinshaus in Motzlar anbieten wird, zu einem Tag der offenen Tür einladen. Bei einem „Instrumentenkarusell“ können alle Musikinteressierten sich musikalisch ausprobieren und sich über das neue Angebot informieren.
Mit Heimatforscher Bruno Leister kann man bei einem historischen Rundgang durch Motzlar die Geschichte des Dorfes an der einstigen innerdeutschen Grenze nacherleben. Der Erlös des Festes ist für die Neuanlage eines Spielplatzes in Motzlar bestimmt.