Gastbeitrag von Anja Nimmich
Bei der Notfallübung im Geisaer Rathaus wurden Bürgermeister und Ortsteilbürgermeister des Geisaer Landes sowie die Stadtmitarbeiter vor ungewohnte Herausforderungen gestellt.
Als Mitglieder des Krisenstabes wurden sie bei einer Art Planspiel mit einem schweren Unwetter mit Stromausfall im Geisaer Land und im gesamten Wartburgkreis und den Landkreisen Fulda und Hersfeld/Rotenburg konfrontiert.
Nachdem der Krisenstab um 18 Uhr alarmiert wurde, gab es von Martin Schuchert als Ersten Beigeordneten der Gemeinde Schleid einen ersten Lagebericht: „17 Uhr: schweres Unwetter mit Hagel, Starkregen, Orkanböen in den drei Landkreisen mit Stromausfall und damit verbundenem Ausfall der Festnetztelefone.
Alle Zufahrtsstraßen im Geisaer Land sind nicht oder nur teilweise befahrbar aufgrund umgestürzter Bäume, Überschwemmungen. Gebäude sind vom Einsturz bedroht.
Besonders betroffen sind die Rockenstuhlgemeinden, die Orte der Gemeinde Schleid, Gerstengrund sowie Geisa und Borsch“, so Martin Schuchert.
Alle Feuerwehren seien im Einsatz zur Lageerkundung, der Feuerwehrfunk und die Handynetze funktionieren.
Nun wurde der Krisenstab bestehend aus der Krisenstabsleiterin und Bürgermeisterin Manuela Henkel, der Ersten Beigeordneten Simone Kleinstück, Stadtbrandmeister Jens Quentmeier, Hauptamtsleiter Steffen Bott, Bauhofleiter Rainer Wald und den Stadtmitarbeiterinnen Anja Nimmich und Gabi Reinhard aktiv.
Die ersten fiktiven Meldungen von dem sich in einem zweiten Raum befindlichen Sichter-Team mussten aufgenommen und nach Wichtigkeit sortiert werden.
Unterstützung erhielt der Krisenstab dabei von den beiden Notfall- und Krisenmanagern Winfried Büchel und Tina Gruß-Nelkert von „TW-Ingenieure“.
Sie hatten das Szenario ausgearbeitet, bei dem einige Herausforderungen auf den Krisenstab zukamen: Schwerverletzte, eine Frau in den Wehen, teils unpassierbare Straßen, Öl auf der Ulster und 200 Kilogramm Stickstoff, die aus dem Silo des Mischfutterwerkes in Buttlar ausgetreten waren.
Dazu kamen brennende Tierställe, Benzinmangel bei den Feuerwehren, ein Ansturm auf die Apotheke und Anfragen aus der Bürgerschaft wegen Ausfall von medizinischen Geräten wegen dem bestehenden Stromausfall.
Die Krisenstabsmitarbeiter versuchten sich von der herausfordernden Lage nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und klärten nach Wichtigkeit die einzelnen Probleme.
Dabei wurden z.B. Landwirte und Bauhofmitarbeiter zur Räumung der Straßen angefragt, Bürgermeister der Nachbarorte um Hilfe gebeten, Ärzte vor Ort zu den Verletzten geschickt und für die Feuerwehren im naheliegenden Tann wieder Benzin organisiert.
Ebenso gab es Mitteilungen für die Bürger bezüglich Informations- und Treffpunkten in den einzelnen Orten und der Versorgung mit Strom im Kulturhaus in Geisa, das ebenso als Wärmestube diente.
Für die verschiedenen Anrufe über das Mobilfunknetz standen im Vorfeld eingeweihte Gesprächspartner zur Verfügung.
Die Vorgehensweise wurde dabei genaustens protokolliert und die Lage an einer Karte dargestellt, um den notwendigen Überblick zu behalten.
„Für uns war die Notfallübung der Abschluss der Erstellung des Notfallplanes für das Geisaer Land und sehr lehrreich“, erläuterte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Der Notfallplan wurde unter Beteiligung aller wichtiger Akteure wie den Feuerwehren, der Stadtverwaltungen, den Versorgern, Ärzten und Landwirten erstellt.
Er dient als Handlungsrahmen für Extremwetterereignisse, 100-jähriges Hochwasser und 10-tägigen Stromausfall.
„Hierbei geht es nicht um Panikmache, sondern um reine Vorsorge und Handlungsfähigkeit der Kommunen des Geisaer Landes bei Krisen und Katastrophen“, so Henkel.
Das für den kommenden Winter eine Energiemangellage eher ausgeschlossen sei, erläuterte Krisenmanager Winfried Büchel.
„Die Erdgasspeicher in Deutschland sind fast zu 100 Prozent für den Winter 2023/24 gefüllt“, so Büchel. Die Versorgungssicherheit von Deutschland sei gesichert.
Unvorhersehbare Ereignisse wie Defekte an Gasleitungen und Kompressoren, langanhaltende Niedrigtemperaturen unter minus 20 Grad oder Extremwetterereignisse wie im Ahrtal könnten aber nie ausgeschlossen werden.
„Das Interesse an der Übung war groß und die einzelnen Fachabteilungen der Stadtverwaltung und vor allem der Feuerwehren haben sehr gut zusammengespielt“, konstatierte Tina Gruß-Nelkert bei der anschließenden Auswertung.
Das bestätigten ihr auch die als Beobachter beteiligten Bürgermeister, Ortsteilbürgermeister und Feuerwehrfachleute. Sie machten Verbesserungsvorschläge und gaben Ideen und Anregungen zur Anpassung des Notfallplanes.
„Insgesamt sind wir im Geisaer Amt für Notfälle gut gerüstet“, bestätigte Manuela Henkel.
Unterstützung bekam sie dabei von Buttlars Bürgermeister Johannes Ritz, Schleids Bürgermeisterin Bernadett Hosenfeld-Wald und Gerstengrunds Bürgermeister Sascha Völkner: „Wir sind überzeugt, dass das auch unseren Bürgern eine gutes Stück Sicherheit gibt“, so die Bürgermeister.