Gastbeitrag von Michael Knauf
Bermbach liegt im thüringischen Teil der Kuppen Rhön, im Geisaer Land und wurde 1994 nach Buttlar eingemeindet. Eine urkundliche Ersterwähnung der Ortschaft erfolgte 1329.
Der Bach Bermbach, in dessen Tal sich die Gemeinde befindet, ist ein Zufluss der Ulster. Das Gewässer die Bermbach, wird in einem in Mauern eingefassten Bach-Kanal durch das schöne Dorf geleitet.
Bermbach ist von den Bergen, Langer Berg (431,2 m ü NN), die Wachkappe (421 m ü NN) und den Arberts (347,1 m ü NN) umgeben. Der Ort hat um die 200 Einwohner und liegt 297 m ü NN.
Josef Magnus Wehner wurde am 14. November 1891 im Schulgebäude in Bermbach/Rhön, im Geisaer Land geboren. Seine Eltern waren Maria Josephine Wehner eine geborene Hahn und Justus Wehner.
Er war das Erste von sieben Lehrerskindern. Nach dem Besuch der Grundschule in Bermbach wechselte er auf die Bischöfliche Lateinschule nach Geisa. Danach absolvierte Wehner das Domgymnasium in Fulda.
Anschließend erfolgten Studienaufenthalte in Jena und in München. Seine Studienabschlüsse in Germanistik und Altphilologie waren sehr erfolgreich.
Im Ersten Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger, in einem bayerischen Studenten-Infanterie-Leibregiment teil. Seine Einheit war an schweren Kämpfen bei Langemarck, an der italienischen Front, in Serbien und Mazedonien beteiligt.
Im Zweiten Kriegsjahr 1916, wurde er vor Verdun schwer verwundet und musste so drei Tage in einen Granattrichter ausharren, bevor ihn seine Kameraden bergen konnten.
Im Lazarett und nach dem ersten Weltkrieg begann er mit dem Schreiben von Gedichten, Erzählungen und Erlebnisberichten.
Es entstanden seine Erstlingsstücke wie „Der Weiler Gottes“ und das Bauernstück “Das Gewitter“, Werke die eine tiefe Verbundenheit und Liebe in seine Rhönheimat ausdrücken und wiederspiegeln.
Sein damals größter Bucherfolg und der Durchbruch als Schriftsteller war der 1930 erschienene Kriegsroman „Sieben vor Verdun“. Im Jahr 1931 bekam Herr Wehner den Literaturpreis der Landeshauptstadt München verliehen.
Der Literaturpreis von München ist auf einer Initiative von Thomas Mann und dem Literaturbeirat der Stadt begründet und wird alle drei Jahre bis heute vergeben. Die Preisträger müssen aus der Region um München stammen und erhalten ein Preisgeld.
Während der Einweihung des Kriegerdenkmals von Langermarck am 10.Juli 1932 hielt Wehner eine Festrede, welche sich später in ganz Deutschland verbreitete.
In der Rede schilderte er seine Kriegserfahrungen, die Verherrlichung des deutschen Soldatentums und seine Schwerstverwundung an der Westfront.
Ab dem Jahr 1924 bis in das Jahr 1934 arbeitete er als Zeitungsredakteur bei der „Münchner Zeitung“. Von 1934 bis 1943 hatte Herr Wehner eine Festanstellung als Theaterkritiker bei den „Münchner Neuesten Nachrichten“.
Die Preußische Akademie der Künste berief Wehner im Mai 1933 in die von den Nationalsozialisten gesäuberte Sektion für Dichtkunst. Im Oktober 1933 unterzeichneten 88 Schriftsteller, darunter auch Wehner ein Gelöbnis zur treuesten Gefolgschaft von Adolf Hitler.
Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der NSDAP. Anfeindungen in der Presse als „Konjunktur-Nationalsozialisten (Wendehals), wehrte er mit den Begründungen ab, er habe die deutschen Soldaten mit seinen Werken gegen eine Welle von diffamierender Literatur verteidigt und schon immer eine positive Einstellung zur Reichs-Idee gehabt.
Der damalige Reichspropaganda Minister Dr. Josef Goebels vergab an Wehner eine jährlich auszuzahlende Pension, aus dem Budget des Reichspropaganda Ministerium.
Während dieser Zeit ernannte ihn die Stadt München zu einem „Ehrenbeamten“. Durch seine sehr gute finanzielle Stellung war es ihm möglich seinen alten Eltern in der Stadt Geisa ein ansehnliches Haus, in guter Lage erbauen zu lassen. Im Volksmund auch „Wehners Villa“ genannt.
Wehner wünschte sich für Deutschland ein von katholischen Glauben geprägtes Staatsgefüge, die damaligen Machthaber der Nationalsozialisten lehnten seine Vorstellungen strikt ab.
Da zu dieser Zeit Andersdenkende, sowie Priester und Bürger mit katholischem Glauben starken Unterdrückungen und Verfolgungen ausgesetzt waren, musste auch Wehner trotz seiner Stellung sehr vorsichtig sein, um seine Familie und sich zu schützen.
Wehner war ab 1940 öfters für das Reichs-Propaganda Ministerium tätig. So strahlte der Reichssender Köln seine „Ansprache an den deutschen Menschen“ aus. Diese Reden sollten eine Kriegsmüdigkeit verhindern und neue Begeisterungen fördern.
Eine Schallplatte von ihm erschien als Dichterlesung „Hymne an Deutschland“.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges leugnete Herr Wehner eine völkisch, national-sozialistische Gesinnung und hat voller Scham seine einstige berufliche Nähe zum NS-Regime bereut.
Wehner veröffentlichte in den 1950iger Jahre bedeutende Werke, wie „Das Bonifatiusspiel“ im Parzeller Verlag Fulda (1954) und „Die Versuchung des Rabanus Maurus“ Fulda (1956).
Anlässlich zum Tag der Deutschen Einheit am 17.Juni 1964, bekam der Heimatdichter Herr Wehner den Auftrag, ein chorisches Bühnenspiel zu entwerfen. Das besondere Theaterstück wurde auf dem Dorf-Anger von Rasdorf aufgeführt.
Eine mit großem Aufwand angefertigte Bühnen-Kulisse stellte die Wartburg bei Eisenach da. Für die Aufführung in vier Akten stellten sich Schüler des Hünfelder Gymnasiums und Vertreter der Heimvolkshochschule aus Fürsteneck bei Eiterfeld, als Schauspieler und Statisten zur Verfügung.
Das Bühnenstück handelte über Begegnungen von Menschen aus Ost und West, welche damals nicht möglich waren. Der ehemalige Intendant des ZDF Dr. Holzamer hielt anschließend eine Festrede.
Da Herr Wehner sehr mit dem Geisaer Land, seiner geliebten Rhön-Heimat verbunden war, wurde er Mitglied im Heimatkreis des ehemaligen Geisaer Amt.
Im Heimatkreis waren Mitglieder, Bewohner aus dem Geisaer Land, die nach 1945 zwangsumgesiedelt werden sollten und andere Menschen die mit den Verhältnissen in der DDR unzufrieden waren und in den Westteil von Deutschland (BRD) geflohen sind.
Am Lindeneck (Nähe Point Alpha), im Rasdorfer Ortsteil Grüsselbach, errichtete der bekannte Bildhauer Johannes Kirsch im Jahr 1980 ein 2,20 m hohes Denkmal aus Muschelkalk für die Opfer der deutschen Teilung.
An dieser Stelle wurde jedes Jahr zu Pfingsten ein Treffen des Heimatkreises feierlich abgehalten. Herr Wehner erarbeitete einige Jahre die Festreden zu der Pfingst-Veranstaltung und war an der Erstellung des „Heimatbrief des ehemaligen Geisaer Amt“ maßgeblich mit beteiligt.
Einen großen Schicksalsschlag ereilte Herr Wehner im Mai 1966 als seine geliebte Frau einen Herzinfarkt erlitt. Er pflegte sie aufopferungsvoll, brachte den Haushalt wieder in Schwung und veröffentlichte von August bis September 1966 sieben Sendungen auf dem Bayrischen Rundfunk.
Während dieser Zeit wurden einige ausgesuchte Werke von Herrn Wehner im westlichen Ausland und sogar in den USA mehrsprachig publiziert. Das erfüllte ihn mit großem Stolz.
Sein letztes großes Werk soll das Drama „Abt Sturmius von Fulda“ 1967 gewesen sein.
Herr Wehner publizierte bis zu seinem Tod 1973 noch sehr viele, kleinere Romane, Theaterstücke und Gedichte. Diese basierten vorwiegend auf seinem tiefen und ehrlichen katholischen Glauben und aus seiner Neigung zur Mystik.
Besondere Anerkennung fanden seine Werke in der hessischen und der bayerischen Rhön. In der thüringischen Rhön waren, bedingt durch die Existenz zweier deutscher Staaten, seine Publikationen zum größten Teil, auf einer DDR-Verbotsliste gesetzt.
Sein Lebenswerk umfasst acht Romane, neun Dramen, sechs Biographien, zwei Autobiographien und vierzehn Erzählungen, Novellen und Legenden.
Weiterhin erschienen von ihm noch unzählige Gedichte, Reden, Zeitungsartikel und Theaterkritiken. Ebenfalls literarische Entwürfe, Bühnenstücke, Vortrags-und Rundfunk-Manuskripte.
Ein Großteil des Nachlass von Josef Mangnus Wehner wird im Monacensia im Hildebrandhaus, Maria-Theresia-Straße 23 in München aufbewahrt.
In der Münchener Stadtbibliothek lagern von Josef Mangnus Wehner noch folgende Archivbestände: Umfang: 47 Kassetten, Korrespondenz: über 3500 Briefe, Manuskripte: 978 (Autobiographische, literarische Entwürfe, Gedichte, Bühnenstücke, Vortrags-und Rundfunk-Manuskripte), Biographische Dokumente: 70 (darunter zahlreiche Tagebücher), Fotos: 11,
In Hünfeld wurde nach ihm die Josef-Magnus-Wehner Straße benannt. Kurz vor seinem Tod am 14. Dezember 1973 wurde Herrn Wehner der Kulturpreis des Rhönklubs verliehen. Er ist einer der bedeutendsten und hochbegabtesten Schriftsteller die aus dem Geisaer Land stammen.
RHÖNHEIMAT
Meine Rhön, meine Heimat! Zwischen Geba und Main, zwischen Wartburg und Würzburg erhebst du deine ernsten Kuppen, aus denen einst das blutrote Feuer der Vulkane brach, in den Schlichten Himmel.
Nirgends sind die Wolken und die Sonnenuntergänge farbiger als über deinen bläulichen Heiden, als über dem märchenhaft schimmerten Sturz deiner Geländewellen.
Frei weht der Wind über deine Hochmoore, die den schottischen Einsamkeiten ebenbürtig sind. Der schwarzflimmernde Basalt der Milseburg, die mythischen Hänge der Wasserkuppe haben Atem und Form der Natur, in den blumenreichen schattigen Tälern, bei Herden und Mühlen, wohnt traulich die Idylle.
So erquickst du den Wanderer mit dem Weitblick deiner Gipfel und der Innigkeit deiner kleinen Flussläufe, königlich und kindlich zugleich.
Josef Magnus Wehner
Gedicht aus einem Werbeblatt von Geisa/Rhön ( 1939)
Wer mehr über die Lebensleistung und das Wirken von Josef Magnus Wehner erfahren möchte, dem empfehlen wir nachfolgend aufgeführte Literatur:
-„Aus dem Schaffen von Josef Magnus Wehner“, Festschrift 1175 Jahre Geisa, Herausgeber Stadtverwaltung Geisa, Rindt-Druck, Fulda 1992, Seiten 220 bis 225, Autoren: W. Ritz, M. Kiel
-„Das war die Grenze“, Autor: K.H. Stoll, Seite 119, Verlag Parzeller GmbH&Co.KG, Fulda, 1997, ISBN 3 7900 0281 X
– „Parteigenosse Wehner hat ein Interesse daran, als Nationalsozialist unbelastet dazustehen…“, Leben und Werk des Kriegs-und Heimatdichters Josef Magnus Wehner, Zeitdruck, Fulda 1988, Autor: Joachim S. Hohmann , ISBN 3-924789-12-6
Auf diesem Weg möchte ich mich bei den Autoren, Heimat-und Geschichtsforschern Wilhelm Ritz aus Geisa, Michael Kiel aus Fulda und Herrn Studiendirektor i.R. Herrn Klaus Hartwig Stoll aus Fulda für Ihre Vorarbeiten zu dem vorliegenden Beitrag bedanken.
Einen ganz besonderen Dank gilt dem Heimat-und Geschichtsforscher Herrn Alexander Henning aus Geisa, der als Ideengeber des Artikels gilt und der mir mit Rat und Tat zur Seite stand.
Trotz intensiver Suche bei Verwandten von Herrn Wehner war es nicht möglich, ein Foto von ihm zu finden.