Gastbeitrag von Tamara Burkardt
Manchmal muss man Neues wagen, um Fortschritte zu erzielen – so wie die Kardiologen im Helios Klinikum Meiningen, die jüngst erstmals bei der Behandlung einer Lungenembolie auf ein neuartiges Verfahren setzten.
Und das mit Erfolg. Denn der minimalinvasive Eingriff, bei dem mithilfe eines Katheters Blutgerinnsel aus der Arterie gesaugt werden, rettete der Patientin das Leben.
Als Dr. med. Markus Schlosser, Chefarzt Innere Medizin I, die wegen Luftnot eingewiesene Patientin Anfang Mai in Augenschein nimmt muss er schnell handeln.
Der Verdacht: eine Lungenembolie – ausgelöst durch Blutgerinnsel, die den Sauerstoffaustausch mit der Lunge blockieren. Das bedeutet akute Lebensgefahr.
Um die Symptome der Patientin zu lindern und ihr schnellstmöglich die Atmung zu erleichtern, wählt Chefarzt Dr. Markus Schlosser ein Verfahren, das am Standort Meiningen bislang noch nicht eingesetzt wurde, aber schnellen Erfolg verspricht: Mittels eines speziellen Katheters werden die Blutgerinnsel in der Lunge minimalinvasiv abgesaugt – also ohne Operation.
Der alternative Therapieansatz lautet: Absaugen statt (nur) zu verdünnen. Das dafür notwendige Equipment wurde vom Anbieter im konkreten Fall kurzfristig zur Verfügung gestellt.
Bis zu seinem Eintreffen wurde die Patientin auf der Intensivstation mit Sauerstoff, Beatmung und Blutverdünnung erstversorgt.
„Direkt nach erfolgreicher Absaugung des Blutgerinnsels mithilfe des innovativen Behandlungssystems normalisierte sich der Lungengefäßdruck und die Patientin konnte deutlich besser wieder Luft holen“, betont der Kardiologe Dr. med. Markus Schlosser.
Schonend und effektiv
Der minimalinvasive Eingriff ist besonders schonend. Der dafür verwendete Katheter kann je nach Bedarf bis zu einem cm Durchmesser haben.
Über die große Beinvene in der Leiste schieben die Ärzte ihn durch das rechte Herz in die Lungenarterie. Sind sie beim Blutgerinnsel angekommen, positionieren die Experten den Katheter so, dass sie die Verklumpung mittels Unterdruck absaugen können.
Reicht die Absaugung nicht aus, können die Blutgerinnsel zusätzlich über ausspannbare feine Metallscheiben eingefangen und abtransportiert werden.
„Das Verfahren hat sich als besonders schonend und effektiv erwiesen. Wir wollen es daher künftig als eine neue therapeutische Option bei schweren Lungenembolien etablieren und so die Folgen der Erkrankung für den Lungenkreislauf und das Herz abmildern“, betont Chefarzt Dr. med. Markus Schlosser.
Er und sein Team freuen sich, dass sie die Patientin bereits wenige Tage nach Anwendung des Verfahrens wieder nach Hause entlassen konnten.