Zum ersten Jahresempfang nach dreijähriger Pause hatte die Stadt Geisa Ende Februar in den Gangolfisaal des Schlosses Geisa eingeladen.
Als Ehrengast und Festredner konnte Bürgermeisterin Manuela Henkel Thüringens Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel begrüßen.
Ebenso hieß sie Landrat Reinhard Krebs, die ehemaligen Bürgermeister der Stadt Bernhard Schuchert und Martin Henkel sowie weitere Vertreter aus Politik und Gesellschaft, darunter Vertreter der Vereine, Unternehmen, der Ärzteschaft sowie der Kirchengemeinden und der Versorgungsunternehmen willkommen.
Manuela Henkel dankte allen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Sie nutzte den ersten Jahresempfang in ihrer Amtszeit, um ihrem Vorgänger, dem jetzigen Landtagsabgeordneten Martin Henkel, zu danken.
„Er hat die Chancen und Möglichkeiten genutzt, um die Stadt Geisa und ihre Ortsteile positiv weiterzuentwickeln“, sagte sie und überreichte als Dankeschön ein Bild mit einer Stadtansicht von Geisa.
Das Motto des Abends war ein Zitat von Henry Ford „Zusammenkunft ist ein Anfang, Zusammenhalt ein Fortschritt, Zusammenarbeit ist der Erfolg“.
Die Stärke des Geisaer Landes seien die Gemeinschaft und das gute Miteinander, der Zusammenhalt und die gute Zusammenarbeit, ist sich die Bürgermeisterin sicher.
„Darauf sollten wir auch besonders in diesen Zeiten der großen Herausforderungen bauen“, so Henkel.
„Lassen Sie uns aber auch den Mut für Veränderungen haben und vor allen Dingen lassen sie uns die Hoffnung in diesen Zeiten nicht aufgeben, dass Versöhnung und Frieden möglich sind, ich glaube jedenfalls fest daran.“
Die Stadt Geisa kann aktuell auf eine gute Entwicklung blicken. Zahlreiche bauliche Projekte wurden und werden umgesetzt, drei neue Unternehmen siedeln sich im Gewerbegebiet an und auch die Gründung des Forschungsinstitutes Point Alpha, dass sich jetzt PARI nennt, ist eine große Chance für die Stadt.
Das Institut wurde im letzten Jahr von der Hochschule Fulda als An-Institut anerkannt, so dass man mit Recht und Fug jetzt sagen könne: Geisa ist Hochschulstandort.
„Wir stellen uns unserer Verantwortung als einst westlichste Stadt des Warschauer Paktes, gelegen in der unmittelbaren Nähe zu Point Alpha einem der heißesten Punkte des Kalten Krieges“, betonte die Bürgermeisterin.
Point Alpha sei ein Knotenpunkt der Geschichte Deutschlands, Europas und der Welt, an dem große und kleine Linien der jüngeren Geschichte zusammenlaufen, die die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft prägen.
„Geisa steht für eine Grenze, an der sich die deutsche Teilung unmittelbar zeigte. Es zeigt aber auch, wie Menschen Grenzen überwinden können und führt uns gerade jetzt vor Augen, wie wichtig Freiheit, Demokratie und Frieden sind“, so Manuela Henkel.
Nichts davon scheine 33 Jahre nach der Friedlichen Revolution noch selbstverständlich zu sein.
„Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein und wir sind in einer Zeitwende angekommen. Krisen bieten aber auch Chancen, die wir nutzen sollten“, so die Bürgermeisterin weiter.
Im Anschluss kündigte sie den Festredner des Abends, den früheren Thüringer Ministerpräsidenten Prof. Dr. Bernhard Vogel an.
„Mit viel Herzblut hat er von 1992 bis 2002 Aufbauarbeit in Thüringen geleistet und sich damit einen Platz in den Herzen vieler Thüringer gesichert“, würdigte sie sein politisches Engagement.
Bernhard Vogel beklagte in seiner Festrede, dass es – nach der längsten Friedensperiode, die Deutschland erlebt hat – wieder Krieg in Europa gäbe. Die heutige Generation stehe aktuell vor großen Herausforderungen.
„Wir sollten aber nicht Ängste schüren, sondern dieser Generation Mut machen“, forderte der Festredner. Ihre Groß- und Urgroßväter hätten nach 1945 auch sehr schwierige Zeiten zu bewältigen gehabt und seien daran nicht zerbrochen.
„Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, die Zeit des Kalten Krieges, dann die Friedliche Revolution – die Menschen haben sich den Problemen gestellt und nicht die Mundwinkel runter hängen lassen“, so Vogel.
Jetzt sei wieder Engagement und die Übernahme von Verantwortung gefragt.
„Jeder kann sich engagieren, damit wir die aktuellen Schwierigkeiten bewältigen, nicht nur in Berlin oder Erfurt, auch im Wartburgkreis und in Geisa“, betonte der Festredner.
Auch Bernhard Vogel habe in seiner Amtszeit als Thüringer Ministerpräsident viel für die Region und die Stadt Geisa getan, sagte die Bürgermeisterin.
„Ohne seine Unterstützung wäre heute auf dem Rasdorfer Berg nichts“, erinnerte sie an sein Engagement für die Gedenkstätte. Dann wurde es spannend.
„Heute verleihen wir zum zweiten Mal den „Athanasius-Kircher Preis der Stadt Geisa“ an einen Preisträger, der sich für die Belange der Stadt eingesetzt hat und noch nichtsahnend unter uns im Publikum sitzt“, sagte Bürgermeisterin Manuela Henkel.
Der Preis wird im Übrigen gestiftet von Dr. Ernst-Josef Strätling, der 1940 in Geisa geboren wurde und seit 1993 Geschäftsführer der Firma Hofmann & Sommer, dem letzten Pharmazeutischen Familienunternehmen in Deutschland, ist.
In Verbundenheit zu seiner Heimat unterstützt Dr. Strätling den Preis mit einem Preisgeld von 1.000 Euro und der zur Verfügungstellung einer von Karolin Borchert geschaffenen Skulptur, die Athanasius Kircher den großen Universalgelehrten und Sohn der Stadt Geisa zeigt.
Die Laudatio auf den neuen Preisträger hielt Berthold Dücker als Preisträger des vergangenen Jahres.
„Geschichte kann immer nur dann geschrieben werden, wenn mutige Menschen zum rechten Zeitpunkt nicht nur die Chance erkennen, sondern auch zupacken“, so Dücker. Das gelte im Großen wie im Kleinen.
„Visionen braucht das Land! Ideen! Visionen und Ideen sind Hoffnungsbringer! Sie schaffen Zuversicht! Aber es braucht auch Leute, die Visionen und Ideen umsetzen. Es braucht auch Macher!“, ist Dücker überzeugt.
Einer davon sei Preisträger Peter Kling, der ein Umsetzer, ein Macher, eine An- und Zupacker sei.
„Seine nie versiegende Ideenkraft für sein breites, uneigennütziges bürgerschaftliches Engagement erwächst aus einer unerschütterlich starken, im christlichen Glauben gefestigten Heimat-Verbundenheit, einer Heimat-Liebe“, betonte der Laudator.
Ihm seien große Feste wie das zum 1.175jährigen Stadtjubiläum oder die „Geisaer Ämter“ Feste, ebenso wie die Errichtung des Geisaer Ämter Kreuzes oder die Wiedererrichtung des legendären Geisaer Waldhäuschens zu verdanken.
Ebenso war Kling Mitbegründer des Alphornseptetts „Die Siebenschläfer“, das weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt ist.
Der Preisträger engagierte sich als Stadtratsmitglied und Erster Beigeordneter politisch in Geisa und prägte über 21 Jahre als Präsidenten des Geisaer Hinkelshagener Karnevalsclubs die Fastnacht in der karnevalistischen Rhönstadt.
„Immer wieder lebt Peter Kling der staunenden Geisaer Bürgerschaft vor, wie es geht, wie man es ohne großes Palaver und Gezerre einfach macht“, so Berthold Dücker: „Lieber Peter, du bist ein Alleskönner und in Deiner Authentizität wie Originalität ein liebenswerter Tausendsassa.“
Im Anschluss dankte Manuela Henkel dem überraschten Preisträger für sein herausragendes Engagement und überreichte ihm die Athanasius Kircher Skulptur sowie eine Urkunde.
„Die Überraschung ist gelungen, damit hätte ich nicht gerechnet“, so der Geehrte, der sich herzlich bedankte. „Ich wollte immer die Leute mitnehmen, damit man sieht: in Geisa ist es schön“, sagte Kling.
Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro werde er für einen gemeinnützigen Zweck spenden, kündigte er an.
Musikalisch begleitet wurde der Jahresempfang der Stadt Geisa durch Katharina Gärtner (Klavier) und Lorena Diel (Saxofon und Klavier) von der Musikschule Wartburgkreis.
Kulinarisch verwöhnt wurden die Gäste mit Rhöner Zwibbelsploatz und leckerer Pizza, die die Backhausfrauen von Spahl im Backhaus zuvor frisch gebacken hatten.