Gastbeitrag von Birgitt Schunk
Während sich die Mitglieder der Regionalen Aktionsgruppe (RAG) LEADER „Henneberger Land“ mit den aktuell laufenden und neu beantragten Projekten befassen, geht der Blick parallel dazu bereits ins kommende Jahr.
Für neue innovative Vorhaben, die 2024 umgesetzt werden sollen, müssen auch in diesem Jahr die Förderanträge wieder bis Ende Oktober eingereicht werden.
„Wer hier bereits erste Vorstellungen oder sogar konkrete Pläne hat, sollte sich jetzt schon kümmern und sich mit der neuen Regionalen Entwicklungsstrategie befassen“, rät RAG-Vorsitzender Johannes Schmidt.
Mit dieser Konzeption sind inhaltlich die Weichen für die kommenden Jahre bis 2027 gestellt worden. „Projekte haben die besten Chancen auf eine finanzielle Unterstützung, wenn sie den Zielen der Regionalen Entwicklungsstrategie entsprechen.“
Ende 2022 war diese genehmigt worden. Immerhin: 180 Akteure waren in die Erarbeitung durch HSP Suhl HOFFMANN.SEIFERT.PARTNER seinerzeit im Vorfeld eingebunden.
Sie hatten sich eingebracht, als es darum ging, die Schwerpunkte für die nächsten Jahre zu setzen.
Das Aktionsgebiet „Henneberger Land“, zu dem der Landkreis Schmalkalden-Meiningen und die ländlichen Ortsteile der Stadt Suhl gehören, umfasst eine Fläche von rund 1356 km² und macht damit 8,4 % der Landesfläche von Thüringen aus.
2021 lebten in der LEADER-Region 133.535 Einwohner. Für die neue Regionale Entwicklungsstrategie war zunächst eine Bestandsanalyse zu Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken erarbeitet worden.
Bislang war „Henneberger Land – Gemeinsam WERTE schätzen und WERTE schöpfen“ das Leitmotiv der Arbeit. Künftig heißt es „HENNEBERGER LAND – WIR. WERTVOLL. WAHRNEHMBAR!“.
Das „Wir“ steht dabei für die Einbeziehung aller Menschen der Region, das „Wertvoll“ für die Wertschätzung mit Blick auf das, was die Region heute bereits sozial, ökologisch und ökonomisch zu bieten hat.
All das soll gestärkt und gefestigt werden. Nach außen hin will das „Henneberger Land“ allerdings noch mehr als bislang wahrgenommen werden – daher im Leitmotiv der Begriff „Wahrnehmbar“.
In der Vergangenheit bearbeitete die Regionale LEADER-Aktionsgruppe mit den vielen Projekten über Jahre hinweg die vier Handlungsfelder „Lebensraum“, „Wirtschaftsraum“, „Freizeit- und Bildungsraum“ sowie „Kooperationsraum“.
Künftig werden neue Impulse in den vier Handlungsfeldern „Zuhause“, „Im grünen Bereich“, „Miteinander“ sowie „Werken und Wirken“ gesetzt.
Dabei spielen natürlich auch weiterhin jene Themen eine Rolle, die bislang die zahlreichen Vorhaben ausmachten, aber es gibt auch neue Akzente wie eben den grünen Bereich, der nun gesondert als Schwerpunkt benannt ist.
„Hier werden alle Themen zusammengefasst, die die natürlichen Lebensgrundlagen der Region sichern und dessen Ressourcen nachhaltig bewahren“, sagt Vanessa Linß vom Planungsbüro Sweco GmbH, welches das LEADER-Management für die RAG durchführt.
Projekte, die in diese Richtung gehen, sind künftig besonders willkommen – von Aktivitäten zu nachhaltigen Energien, über die Wiederverwertung von Abfallprodukten bis hin zu Umweltbildung, Artenvielfalt oder Initiativen, die Landnutzungskonflikte minimieren, ist die Themenvielfalt groß.
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht aber das „Zuhause“, die Heimat der Menschen also, die im „Henneberger Land“ leben. Unter diesem Begriff sollen Antworten gefunden werden auf Strukturveränderungen infolge der demografischen Entwicklung.
Es geht u.a. um Versorgung, Gesundheitsangebote, Betreuung und Pflege sowie Bildung im ländlichen Raum. Dörfer sollen schließlich nicht leer gezogen, sondern gestärkt werden. Der Kampf gegen den Gebäudeleerstand gehört hier ebenso als Arbeitsfeld dazu wie der Erhalt der oft ortsbildprägenden Bausubstanz.
Das Handlungsfeld Nr. 3 ist mit „Werken und Wirken“ überschrieben. Hier geht es um eine zukunftsfähige Wirtschaft, wozu natürlich auch die Land- und Forstwirtschaft gehören.
Regionale Wertschöpfungsketten, Tourismus und sowie Aus- und Weiterbildungen sind wichtig. Das Handlungsfeld trug in der vorherigen Regionalen Entwicklungsstrategie die Überschrift „Wirtschaftsraum“ und hat an Bedeutung keinesfalls verloren – im Gegenteil.
„Es findet sich nun nur unter einer anderen Überschrift mit neuen Akzenten wieder“, sagt Regionalmanagerin Vanessa Linß. Das vierte Handlungsfeld lautet „Miteinander“, dem nach wie vor eine hohe Bedeutung beigemessen wird.
„Genau darauf basiert die LEADER-Arbeit. Ein aktives Vereinsleben und bürgerschaftliches Engagement waren und sind unsere Stärke“, sagt RAG-Vorsitzender Johannes Schmidt.
„Das kann man nicht hoch genug einschätzen. Deshalb wollen und müssen wir auch künftig darauf setzen, wenn wir etwas für den ländlichen Raum erreichen wollen.“ (Mehr Infos unter www.leader-rag-henn.de)
Hintergrund
Der Begriff LEADER stammt aus dem Französischen. (frz. Liaison entre actions de développement de l’économie rurale) und bedeutet so viel wie die Verbindung von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft.
Einst der Name eines Förderprogramms der Europäischen Union steht er heute für eine Herangehensweise: Akteure vor Ort entscheiden über die Vergabe der Fördergelder, um den ländlichen Raum stark zu machen.