Gastbeitrag von Wolfgang Weber
Seit genau einem Jahr verteidigt sich die Ukraine gegen die Invasoren – auch mit westlichen Waffen. Ist nun eine andere Strategie nötig für Frieden? Keine Waffen mehr, damit verhandelt werden kann und die Welt wieder ins Gleichgewicht kommt?
Diese Fragen werden aktuell in der öffentlichen Debatte sehr häufig aufgeworfen und teils sehr kontrovers diskutiert.
„Auch wenn der Wunsch nach schnellem Frieden verständlich ist, so wird es diesen ohne einen vollständigen Rückzug des Aggressors Russlands nur unter dem Preis der Freiheit geben.
Ohne Freiheit wird es jedoch keinen wahren Frieden in der Ukraine und in ganz Europa geben. Point Alpha steht für beides – Frieden und Freiheit“, bezieht der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung, Benedikt Stock, zum Jahrestag von Putins Überfall deutlich Stellung.
Die gesamte freie Welt müsse Kiew helfen, die Freiheit, Unabhängigkeit und internationale Rechtsordnung in und für Europa zu verteidigen, um letztlich nachhaltigen Frieden für uns alle zu sichern.
Vor genau einem Jahr, am 24. Februar 2022, hat Russland mit einer massiven Angriffswelle seinen Krieg vom Donbass auf das ukrainische Staatsgebiet ausgedehnt.
Erstmals seit Jahrzehnten ist Europa wieder Schauplatz einer großen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen unabhängigen Ländern. Weiterhin toben die grausamen Kämpfe, sterben täglich ukrainische Zivilisten sowie Soldaten auf beiden Seiten, sind Millionen aus ihrer Heimat geflüchtet – auch nach Deutschland.
„Letztendlich geht es hier um die Sicherheitsarchitektur Europas und welche Wünsche wir für das europäische Zusammenleben haben. Die nordeuropäischen Länder, die baltischen Staaten, Polen, Tschechien, Slowakei und Rumänien sehen die verheerenden Folgen eines Kriegsausgangs, der mit einer dauerhaften Annexion eines Fünftels des ukrainischen Staatsgebiets enden könnte, weitaus klarer als etwa Deutschland.
Wichtig ist daher auch das Signal an unsere Zivilgesellschaften, dass dieser Krieg nicht weit weg ist, sondern vor unserer Haustür ausgetragen wird und somit uns alle angeht“, sind sich der Geschäftsführende Vorstand der Point Alpha Stiftung Benedikt Stock und Studienleiter Philipp Metzler, einig.
Ein neuer Eiserner Vorhang, sollte sich Geschichte tatsächlich wiederholen? „Hier war mal eine Grenze, wo es gar nicht mehr weiterging?“, kann man viele sagen hören, wenn sie vom Beobachtungsturm des US Camps auf die Grenzanlagen zwischen Rasdorf und Geisa sowie die Geografie des so genannten Fulda Gaps blicken und den Eindruck selbst gewinnen können, den Sir Peter Ustinov von Point Alpha hatte: „der heißeste Punkt des Kalten Krieges“.
Dabei wird auch klar, dass historisches Lernen etwas mit Zukunft zu tun hat. Denn die Strukturen des Kalten Krieges, die viele 1989/90 für überwunden hielten, sind in Teilen mit dem Ukraine-Krieg zurückgekehrt.
Außerdem wird beim Blick auf die ehemaligen Grenzanlagen zwischen Hessen und Thüringen auch deutlich, dass Demokratie und freiheitliche Strukturen immer wieder gefährdet sind.
Der Slogan „Starke Männer machen Geschichte“ ist wieder up to date, Populismus, Radikalismus, Verschwörungstheorien und Fake-News tun ihr Übriges. Hier gilt es, aufzuklären und gegenzuhalten. Die Point Alpha Stiftung möchte das tun.
„Wir möchten vor allem mit Schülern und jungen Erwachsenen in den Diskurs gehen und in der Gedenkstätte durch unsere politische Bildungsarbeit immer wieder vor Augen führen, dass Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten sind.
Das Wissen über Freiheit, Frieden, Demokratie, Menschenrechte und Völkerverständigung bekommt man nicht geschenkt. Man muss es erlernen und manchmal auch bereit sein, im Sinne eines geeinten Europas gelernte Standpunkte zu überdenken“, ist sich Studienleiter Metzler sicher.
Historisches Bewusstsein fördere ein gutes politisches Gespür, es gelte, intelligent mit Geschichte und Gegenwart umzugehen, um Antworten auf Fragen der Zukunft zu finden.