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Heute vor 70 Jahren – Eröffnung der Neubaustrecke von Vacha nach Unterbreizbach

Gastbeitrag von Michael Knauf

Das Werra-Kali-Bergbaugebiet befindet sich im unmittelbaren Grenzgebiet zwischen Thüringen und Hessen. Die Kalivorkommen hatten nach dem zweiten Weltkrieg für beide deutschen Staaten eine enorme wirtschaftliche Bedeutung.

Die DDR Behörden (Rbd Erfurt) sperrten am 1. Juli 1952 den Durchgangsverkehr der hessischen Bergwerke im Werratal über Gerstungen.

Bauabschnitt Einfahrt Vacha

Um ihre Empörung und die Forderung zum Widerruf der Sperr-Maßnahmen durch die DDR zum Ausdruck zu bringen, unterbrach die Bundesbahn am 2. Juli 1952 den Schienenverkehr von Vacha über Philippsthal/Süd nach Unterbreizbach.

Durch diese Ereignisse konnte die Schachtanlage „Sachsen-Weimar“ in Unterbreizbach mit einer Belegschaft von 1580 Bergleuten die Produktion nicht weiterführen, bis auf Weiteres wurde der Gesamtbetrieb eingestellt.

erster Spatenstich der Neubaustrecke Vacha-Unterbreizbach am 1.September 1952

Da aber die DDR-Wirtschaft Kalisalze dringend unter anderem für die Chemieindustrie, die Düngemittelproduktion, Reparationszahlungen an die UdSSR, sowie für den Export benötigte, musste dringend eine Lösung gefunden werden.

Sofort wurden von der Regierung Planungen angewiesen. Ein Tunnelneubau von Vacha nach Unterbreizbach, sowie eine Seilbahn waren im Gespräch.

Plakat zur Eröffnung der Bahnstrecke

Da aber die Kosten und eine Materialknappheit dagegen sprachen, wurde in aller Schnelle eine Neubaustrecke nur über DDR-Gebiet, von Vacha über Sünna (HP) nach Unterbreizbach geplant.

Baubeginn war der 1. September 1952. Unter schwierigen Bedingungen konnten etwa 3000 bis 4000 Arbeitskräfte aus dem damaligen Bezirk Suhl freigesetzt werden. Das Kaliwerk „Sachsen- Weimar“ stellte davon etwa 1000 Kumpels zum Bahnbau ab.

Nach und nach kam schwere Technik zum Einsatz,in Vacha am Schwerpunkt Brücken war eine Dampframme im Einsatz

Ein Hilferuf der Kalikumpel an Betriebe und Firmen der Region sowie an die gesamte Bevölkerung löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.

Es gab freiwillige Verpflichtungen zur Mithilfe aus allen Schichten der Bevölkerung, von Menschen aus den verschiedensten Berufszweigen, Einzelpersonen und Organisationen.

Erfahrene Reichsbahner der Bahnmeisterei Vacha bei Gleisverlegearbeiten

Die „Freiwilligen“ arbeiteten in Brigaden aufgeteilt unter schwierigsten Arbeits- und Lebensbedingungen. Anfangs mangelte es vor allem an Ausrüstungen, Baumaschinen sowie an Großgeräten, wie Bagger.

Um Basaltschotter für die Gleise ortsnah zu gewinnen, wurde das Basaltwerk auf dem Oechsenberg bei Vacha wieder eröffnet.

Der erste Großbagger im Gelände-Einschnitt am Hardtrain in der Räsa im Einsatz

Der Oberbau stammt unter anderen zum Teil von der am 4. Oktober 1952 stillgelegten und anschließend demontierten privaten Wenigentaft-Oechsener Eisenbahn.

Durch die damals vorherrschenden widrigen Wettereinflüße wie Kälte und Nässe, kam es immer wieder zu Verzögerungen. Auch traten Dammrutsche und ähnliche Vorfälle gehäuft in Erscheinung.

Gewinnung des Erdstoffs als Unterbau für den neuen Bahndamm

In einem Kraftakt konnte der vorgegebene Termin von einer dreimonatigen Bauzeit für die 5,2 km lange Neubaustrecke eingehalten werden.

Der Eröffnungszug rollte pünktlich am 30. November 1952, also heute vor 70 Jahren, von Vacha nach Unterbreizbach. Dieser Erfolg wurde natürlich durch die DDR Verantwortlichen ausgiebig politisch ausgeschlachtet und gefeiert.

Aus Anlass des Ereignisses und weil es Sonntag war, erschien die Dorfjugend von Unterbreizbach, wie auch ihre Eltern sehr zahlreich zur Eröffnungsveranstaltung. Das ganze Dorf und die weitere Umgebung waren auf den Beinen.
Der festlich geschmückte Eröffnungszug fährt am 30.11.1952 von Vacha nach Unterbreizbach. Die Dampflok (BR 94979) war an der Rauchkammertür mit einem roten Stern aus Lauschaer Glaskugeln geschmückt.

Wer mehr über den Bau der Eisenbahnlinie Vacha – Unterbreizbach in Erfahrung bringen möchte, dem empfehlen wir das Buch aus dem Verlag und Bücher-Versand Harald Rockstuhl: „Geschichte der Eisenbahnstrecke Vacha – Unterbreizbach“.

Autor Michael Knauf, Erscheinungsjahr 2008, ISBN 978-3-86777-038-5, Bestelltelefon: 03603/ 812246, Fax: 03603/812247 oder über das Internet : www.Verlag-Rockstuhl.de,

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