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Moritz Goldschmidt – Der weltbekannte Botaniker lebte & wirkte in Geisa

Gastbeitrag von Michael Knauf

Am 12. Oktober 1863 wurde Moritz Goldschmidt in Bischhausen bei Eschwege geboren. Schon im Alter von 19 Jahren kam er als Lehrerpraktikant an die staatliche jüdische Schule nach Geisa.

Das zum Fürstbistum Fulda gehörende Amtsstädtchen, galt seit Athanasius Kircher als die geistliche und geistige Wiege in der thüringischen Rhön. Hier war ein Hort humanistischer Bildung und Kultur.

In Geisa lernte der junge Lehrer Moritz Goldschmidt den Apotheker Adalbert Geheeb kennen, der als ein hervorragender Kenner der Laubmoose schon einen weithin bekannten Namen hatte.

Adalbert Geheeb

Herr Geheeb, dessen Sohn Paul, der späterer Gründer der „Odenwald Schule“ und 1935 der „LÉcole de I´Humanite“ in der Schweiz war, war ein Freund und ein Alterskamerad des Junglehrers.

Paul Geheeb war nicht nur als Botaniker bekannt, vielmehr versuchte er sich als Künstler in der Anfertigung von zarten Moosbildern, einige seiner Werke werden heute noch in Jena und in Geisa gehütet.

Moritz Goldschmidt durchwanderte ständig das Rhöngebirge und konnte 1887seine ersten Forschungsarbeiten an der Universität in Würzburg vorlegen.

Moritz Goldschmidt

Goldschmidt war 1894 etwas mehr als 30 Jahre alt, als ihm sein Hausarzt ein Todesurteil auf Raten „Diabetes“ verkünden musste. Erst zehn Jahre nach seinem Tod fanden Wissenschaftler die Möglichkeit das lebensrettende Insulin zu produzieren.

Viel zu spät für einen Mann, der seinem Ende mit Tapferkeit und Geduld entgegen sah. In den Jahren vor seinem Tod konnte er noch seinen Kollegen Otto Arnhold als Nachfolger seiner Arbeiten und als hoffnungsvollen „Nachlassverwalter“ finden.

1916 wurde Moritz Goldschmidt blind und im September des gleichen Jahr verstarb er. Durch Adolf Reuber, der als Lehrer Herrn Goldschmidt verbunden war, konnte man das wertvolle Herbarium – dank der Vermittlung des aus Geisa stammenden und in Frankfurt/Main lebenden, renommierten Juweliers Herrn Koch verkaufen.

Es wurde auf Grund einer Abmachung Bestand des Schulmuseums der Stadt Frankfurt/Main. Die Schule befand sich in der Hammelgasse, einen tristen Ort zwischen Ortsgefängnis und Bordellbetrieben.

Moritz Goldschmidt

Doch 1935 kam der Stadtrat auf die glückliche Idee, diese wichtige Sammlung an das bekannte Senckenberg Museum zu übergeben. Mehr als 20.000 Pflanzen hat Herr Goldschmidt in der Rhön-Heimat gesammelt, bestimmt und gepresst.

Das Herbarium umfasst mehr als 300 Mappen, die aneinander gereiht, ein Regal von 40 Meter Länge in Anspruch nehmen. Aber nicht nur diese Sammlung hat Moritz Goldschmidt der Nachwelt hinterlassen.

In Kreisen der Fachwelt wurde er ab 1887 durch seine in Fortsetzungen erschienenen Untersuchungen „Die Flora des Rhöngebirges“ bekannt. Am 13. Juni 1971 wurde zu Ehren von Moritz Goldschmidt auf dem „Küppelchen“ in der Gemarkung Neuswarts bei Tann, vom Rhön Klub ein Gedenkstein errichtet.

Bereits 1926 hatte der Rhönklub-Zweigverein Geisa auf dem Rockenstuhl, für Moritz Goldschmidt ein Ehrenmal errichtet. Es wurde leider im Dritten Reich von den Nationalsozialisten entfernt, da Herr Goldschmidt jüdischen Glaubens war.

Auch zu späten DDR-Zeiten soll der damalige Devisenbeschaffer Herr Oberst a.D. Alexander Schalck-Golodkowski (+) in Geisa nach wissenschaftlichen Unterlagen, in Leder gebundene Bände und Mappen von Moritz Goldschmidt gesucht haben.

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