Gastbeitrag von Michael Knauf & Elisabeth Kistner
Es ist jedermann bekannt, dass im „Geisaer Amt“ berühmte Gelehrte, Dichter, Botaniker, Humanisten und Geistliche lebten und wirkten. Heute möchten wir an einen sehr kreativen und anerkannten Kunstmaler und Holzbildhauer aus Geisa erinnern.
Am 28. Januar 1936 erblickte Josef Roth als zweites Kind der Schneiderin Mathilde und des Schusters Johann Roth in Zagreb (Kroatien) das Licht der Welt. Durch die Nachkriegswirren des Zweiten Weltkrieges mussten alle deutschstämmigen Menschen, Kroatien verlassen.
Zuerst wurde die Familie Roth in Kranlucken 1946 einquartiert, danach erfolgte der Umzug nach Geisa. Hier besuchte Josef Roth die Volksschule bis 1950.
Nach Beendigung der Schule, wo er durch seine allseitige, künstlerische Begabung dem Lehrpersonal auffiel, wurde es ihm ermöglicht in Empfertshausen eine Lehre als Holzbildhauer anzutreten. Im Jahr 1953 konnte Josef Roth seine Lehre erfolgreich abschließen.
Um nicht jeden Tag einen weiten Arbeitsweg in Kauf nehmen zu müssen, nahm er eine Arbeitsstelle im Molkerei-Zweigbetrieb Geisa (Molkerei Vacha) an. Der Molkerei-Zweigbetrieb befand sich auf dem Gelände der ehemaligen MTS/KfL, heute Linde Fahrzeugbau GmbH Geisa.
Von nun an war Herr Roth unentwegt künstlerisch und schöpferisch tätig. Zum Anfang fertigte er Heiligenfiguren, Frühstücksbrettchen und Holzreliefs.
Nach einiger Zeit versuchte er es mit der Malerei, zu Anfang Aquarelle verfeinert mit Federstrich Konturen, danach hauptsächlich Öl-Malerei, auch Öl-Spachtel-Arbeiten.
Mitte der 1960iger Jahre wechselte der Künstler in die Plasta (VEB Plastawerke Sonneberg Betriebsteil Geisa) und wurde dort als Spritzer für Artikel aus Duro-und Thermoplasten ausgebildet. Diese Arbeit verrichtete er bis nach der Wende.
Im Jahr 1985 erwarb Josef Roth ein kleines Haus in der Hintergasse von Geisa. Hier war er glücklich und konnte ungestört Malen und Leben. Von seinem Häuschen aus hatte man einen wunderschönen Ausblick auf den Schleidsberg und auf die Rhön.
Dieser Ausblick inspirierte ihn täglich und es entstanden sehr viele seiner Werke. Im Jahr 1985 wurde durch die Kulturbund-Arbeitsgruppe-Geisa, im Kulturhaus Foyer eine Ausstellung mit Aquarellen und Öl-Gemälden von Herrn Roth organisiert.
Die Ausstellung fand großes Interesse und Lob von den Bürgern Geisas und der damaligen Politprominenz auf Stadt und Kreisebene. Hier wurde er von dem Kunstmaler und Funktionär des Bezirksvorstands Suhl, des Kulturbunds und des Künstlerverbands Herr Werner Schwarz aus Merkers entdeckt.
Von nun an trafen sich regelmäßig mehrere Kunstmaler des damaligen Bezirkes Suhl, zum Mal-und Zeichnen Zirkel in Meiningen. Da Josef Roth kein Fahrzeug besaß und auch nicht über eine Fahrerlaubnis verfügte, fuhr er mit dem Bus von Geisa nach Merkers und von dort aus gemeinsam mit Herrn Werner Schwarz (†), per PKW nach Meiningen.
Ab diesem Zeitpunkt blieben für Herrn Roth auch die staatlichen, betrieblichen und örtlichen Aufträge nicht aus. So bekam er beispielsweise von seiner Firma Plasta den Auftrag, für die Gemeinschafts-Kantine ein übergroßes Karl Marx Öl-Gemälde anzufertigen.
Auch malte er über das Jahr sehr viele imposante Geisaer-Ansichten, wie beispielsweise den Tränke Brunnen, das Diebstürmchen, beide Kirchen, das Schloss, den Bleichrasen, die helle Grotte, die Pfortentreppe, das Rathaus, den Marktplatz und viele andere mehr.
Diese Bilder wurden zum größten Teil zu Weihnachten an die aus Geisa stammente Westverwandtschaft als Präsent verschenkt. Im Laufe seines künstlerischen Wirkens kamen ca. 500 bekannte Gemälde und ca. 250 Holzskulpturen zusammen. Einige seiner Werke, wie auch seine umfangreiche Skizzensammlung gelten als verschollen.
Zurückblickend war Josef Roth ein ganz besonderer, genügsamer Mensch und Künstler, der auf Luxus und Reichtum nicht viel Wert legte.
Seine ganze Kraft und Energie setzte er für seine Malerei ein. So gab Roth etwa einmal seine ganze Barschaft für Dachshaarpinsel, Leinwände und Farben aus – ein Vollblut-Künstler eben.
Nach mehreren Schlaganfällen musste Herr Roth im Alten- und Pflegeheim Seniorenpark Palais Dorndorf seine letzte Lebenszeit verbringen.
Er konnte in Dorndorf im Jahr 2004, dem damaligen Stadtoberhaupt von Geisa, den überaus beliebten und geachteten Bürgermeister Herrn Peter Günther (†), sein selbst gemaltes Öl-Gemälde vom Geisaer Schloss-Ensemble übergeben.
Anfang des Jahres 2007 verließen Herrn Josef Roth die Lebenskräfte und er verschied friedlich im Klinikum Bad Salzungen. Ein Künstlerherz der Rhön hatte aufgehört zu schlagen.