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501 Jahre Bibelübersetzung – Buntes Programm in Steinbach

Gastbeitrag von Julia Otto

Wohl kaum einer hat die deutsche Sprache so geprägt wie der Reformator und Bibelübersetzer Dr. Martin Luther. Dieses Erbe beeinflusst bis heute, wie wir hierzulande sprechen und schreiben.

Am 2. Juni wurde mit zwei besonderen Veranstaltungen namens „Bibel-Tales“ des Vereins Provinzkultur e. V. an das 500-jährige Jubiläum der Bibelübersetzung mit all seinen Auswirkungen in der Barockkirche in Steinbach gedacht. Das Jubiläum konnte aufgrund von Corona jetzt erst gefeiert werden.

Mit einem abwechslungsreichen Programm aus zeitgenössischer Hausmusik, einem populärwissenschaftlichen Vortrag und einer Filmvorführung konnten Interessierte sich in die Reformation und Luthers Wirken speziell in Südthüringen einfühlen.

Denn ein wesentlicher Lebensabschnitt des Reformators ist eng mit der Region verbunden. Orte wie Möhra, Schmalkalden oder Steinbach bei Bad Liebenstein waren wichtige Stationen in der Lutherbiografie und haben zu Zeiten des Schmalkaldischen Bundes große Spuren in den Geschichtsbüchern hinterlassen.

Bereits am Vormittag erlebten rund 40 Schüler:innen (8. Klasse) der Regelschule des „Altensteiner Oberlandes“ einen Geschichtsunterricht der besonderen Art und begaben sich auf die Spuren Luthers.

„Es war beeindruckend, wie diszipliniert und gebannt die Schüler dem Programm folgten“, erzählt Wibke Endter, die Pfarrerin in Steinbach ist.

Zu einer zweiten Veranstaltung am Abend konnte die Kirchgemeinde Steinbach Gäste aus nah und fern in der Barockkirche begrüßen. Musikalisch eröffnet wurde die Veranstaltung mit zeitgenössischer Hausmusik jener Zeit. Frau Kupisch (Cello) und Herr Fuchs (Violine) – die Mitglieder des Ensembles der Stiftung Südthüringer Kammerorchester sind – nahmen die Besucher mit auf eine musikalische Zeitreise.

Sie begeisterten unter anderem mit einem zweistimmigen Satz von Johann Sebastian Bach oder dem bekannten Weihnachtslied von Dr. Martin Luther: „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Wolfgang Fuchs erläuterte mit einführenden Worten, wodurch die Kirchenlieder erst durch Dr. Martin Luther eine besondere Bedeutung erhalten haben.

Gemeindegesang war zu Luthers Zeiten unüblich. Die Gesänge waren fast ausnahmslos auf Latein – was die Gemeinde damals nicht verstand. Somit war der Gesang nur „Priestern oder Ordensleuten vorbehalten“.

Luther hat selbst über 30 Kirchenlieder in deutscher Sprache geschrieben und davon auch einige selbst vertont. Damit räumte er Kirchenliedern einen großen Platz im Gottesdienst ein.

„Die Gemeinde verstand auf einmal, was gesungen wurde“, so Wolfgang Fuchs. Die entstandenen evangelischen Kirchenlieder verstärkten nun emotional die geistliche Botschaft.

„Auf diesem Wege konnte Dr. Martin Luther die protestantische Kirchenmusik etablieren, die bis heute gespielt wird“, ergänzte er. So wurde die Reformation der Singbewegung erfolgreich.

Im Anschluss setzte Dr. Kai Lehmann, der Leiter des Museums Schloss Wilhelmsburg, in einem mitreißenden populärwissenschaftlichen Vortrag die Geschichte rund um die Reformation und die Übersetzung der Bibel in einen historischen Kontext und stellte somit einen Zusammenhang zwischen den Menschen und ihren Handlungen her.

Er regte die Besucher an, einmal darüber nachzudenken, was passiert wäre, wenn es „Martin Luther nicht gegeben hätte?“.

„Unsere Weltgeschichte wäre komplett anders verlaufen“, ist sich Lehmann sicher. Im 16. Jahrhundert wurden in Deutschland rund 20 Dialekte gesprochen, oberdeutsche und niederdeutsche, die wir heute als unterschiedliche Sprachen verstehen würden.

Für eine Verständigung auf Regimentsebene war ein Dolmetscher nötig, weil es keine gemeinsame Sprache gab. Luther lebte direkt an der Sprachgrenze zwischen Nord- und Süddeutschland und hat die Bibel in die sächsische Kanzleisprache übersetzt, die von allen verstanden werden konnte.

Dank der Sprachgewalt und der kreativen Ader Luthers prägen bis heute zahlreiche Redewendungen und Sprichwörter, die biblischen Ursprungs sind, die deutsche Sprache: „Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“, „Im Dunkeln tappen“, „Erstunken und erlogen“, „Zeichen der Zeit“.

Oft sind wir uns dessen aber nicht bewusst. Und ob es den ein oder anderen freut oder nicht: Luther prägte auch ganz entscheidend die Groß- und Kleinschreibung. In Luthers Bibelübersetzung wurde erstmals großgeschrieben.

Er führte das „e“ am Ende eines Wortes ein. Dieses war zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus fast allen deutschen Mundarten verschwunden, nur eben nicht im Ostmitteldeutschen, welches Luther sprach und schrieb und so wurde beispielsweise aus der „Kron“ die „Krone“, aus der „Sonn“ die „Sonne“.

„Vielleicht würden wir heute noch so babbeln, wenn es Luther nicht gegeben hätte“, scherzte Lehmann. Mit der Übersetzung des Neuen Testaments um den Jahreswechsel 1521/22 aus dem Griechischen ins Deutsche schuf Luther eine wichtige Grundlage für eine einheitliche Sprache, die auch die weniger gebildeten Menschen seiner Zeit verstanden.

Er „schaute dem Volk aufs Maul“, wie er es selbst nannte. „Wir haben es also Luther zu verdanken, dass wir heute eine einheitliche Sprache sprechen“, resümiert Dr. Kai Lehmann.

Der dritte und abschließende Teil der Veranstaltung zog die Zuschauer mit einer historischen Filmvorführung in den Bann. Der relativ unbekannte, aber dennoch sehenswerte Film „Storm und der verbotene Brief“ versetzte die Gäste in die Zeit der Reformation zurück, begeisterte und motivierte, die Eindrücke Realität werden zu lassen.

Ausgehend von der Reformation und den seinerzeit verbotenen Schriften Martin Luthers erzählt der niederländische Jugendthriller, wie ein Brief mit brisantem Inhalt in die Hände eines 12-jährigen Jungen fällt.

Auf der Flucht vor einem gerissenen Inquisitor und Spitzel der Kirche versucht dieser, seinen verhafteten Vater zu retten. Für die Umsetzung und die Technik der Vorführung war das Kino Schauburg2Go aus Zella-Mehlis verantwortlich.

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