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Heute ist Natura-2000-Tag – Wichtiger Naturschutzpreis geht in die Rhön

Gastbeitrag von Anna-Lena Bieneck

Heute ist Natura-2000-Tag und im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön gibt es besonderen Anlass zum Feiern!

Der Natura-2000-Award, die höchste Auszeichnung der EU für den Naturschutz, geht in diesem Jahr nach Deutschland: Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. (VdHK) gewann in der Kategorie „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ mit seiner CaveLife-App.

Entwickelt wurde die App von Christian und Stefan Zaenker aus Fulda – seit Jahren wichtige Partner in der Forschung und im Naturschutz im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Die Preisverleihung fand am 18. Mai 2022 im Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der Europäischen Kommission in Brüssel, statt.

Natura 2000 ist das größte grenzüberschreitend organisierte Schutzgebietsnetz der Welt. Seit 2014 werden Gewinner in sechs verschiedenen Kategorien gekürt, die sich in besonderem Maße für den Naturschutz in Europa engagieren.

„Es ist eine große Ehre und Freude, denn wir halten sozusagen den Oscar des europäischen Naturschutzes in Händen. Die CaveLife App wurde von der Idee zu einem großen Projekt ohne finanzielle Unterstützung ausgebaut. Und sie wurde von Höhlenforscher weit über unsere Landesgrenzen hinweg unterstützt.

Der Preis geht über die Anerkennung geleisteter Arbeit weit hinaus und zeigt, dass die Relevanz unseres geologischen Erbes gesehen wird,“ so die VdHK-Vorsitzende Bärbel Vogel bei der Preisverleihung in Brüssel.

Idee im Milseburgtunnel entstanden

Die Fuldaer Christian und Stefan Zaenker hatten bereits 2018 die Idee, wissenschaftliche Datenerfassungen mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel auch Laien zugänglich zu machen. Anstoß gaben Fledermaus-Kartierungen im Milseburgtunnel, deren Ablauf sie vereinfachen wollten.

Zielgruppe der daraus entstandenen „CaveLife-App“ sind vor allem HöhlenforscherInnen und FledermausschützerInnen, die vor Ort bei ihren Exkursionen wissenschaftliche Daten erfassen können, die dann später in Schutzkonzepte einfließen können.

Programmiert wurde die App von Christian Zaenker, der Großteil der fachlichen Inhalte stammt von seinem Vater Stefan. Seit 1983 beschäftigt sich Stefan Zaenker mit der Zoologie „unter Tage“.

Als Referent für Biospeläologie im VdHK koordiniert er nicht nur die faunistische Erforschung der deutschen Höhlen, sondern engagiert sich zudem seit vielen Jahren im Fledermausschutz und erforscht die Grundwasser- und Quellenfauna im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.

Die Entwicklung der App ist ehrenamtlich erfolgt – auch das floss in die Entscheidung der fünfköpfigen Fachjury der EU ein, den Preis in der Kategorie „Cross Border Cooperation and Networking“ (grenzüberschreitende Zusammenarbeit) an das CaveLife-Projekt zu verleihen.

Für die beiden Fuldaer war die Reise nach Brüssel ein unvergessliches Erlebnis. „Allein in die Endausscheidung gekommen zu sein, war schon ein großer Erfolg für die deutsche Höhlenforschung. Den Preis jetzt auch noch zu gewinnen ist einfach unglaublich“, sagt Christian Zaenker.

Die Preisverleihung, die live im Internet übertragen wurde, sei vergleichbar mit dem Eurovison Songcontest, erklären die beiden mit einem Augenzwinkern. Hunderte NaturschützerInnen feierten vor Ort die PreisträgerInnen und TeilnehmerInnen, und es konnten dabei viele weitere internationale Kontakte geknüpft werden.

Höhlen und Karstgebiete

Höhlen und Karstgebiete sind empfindliche Ökosysteme und einzigartige geologische Besonderheiten. Zerstörung und Verschmutzung, sowohl an der Oberfläche als auch unter der Erde, sind deren größte Bedrohungen.

Verunreinigungen können durch Regenwasser sehr schnell und ohne Filterung in das Grundwasser transportiert werden. Durch Gesteinsabbau verschwinden ganze Landschaften unwiederbringlich.

Besonders extrem zeigt sich das derzeit im weltweit einzigartigen Gipskarst im Südharz, der akut vom Abbau bedroht ist, obwohl dies durch Gipsrecycling komplett verhindert werden kann.

Deshalb hat der VdHK am Rande der Feierstunde einen offenen Brief an den EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei übergeben, um für das Geoerbe gleichfalls geeignete Schutzmaßnahmen in der EU festzulegen.

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