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TAG6 Finale – Rhön-Fahrrad-Tour durch Österreich – Von München zum Groß Glockner

Am Sonntag starteten 8 Rhöner Fahrradliebhaber auf eine unvergessliche Tour. Schon vor einem Jahr war die Truppe durch ganz Deutschland gefahren. Hier der Bericht vom letzten Mal.

Diesmal geht der Weg von München zum Groß Glockner. Natürlich wird in Österreich die eine oder andere Extra-Tour gedreht.

Seit jeden Tag mit dabei, bei dieser herrlichen Reise, durch das schöne Nachbarland.


TAG 5 – Das Finale

Das H+ am Hauptbahnhof in Salzburg ist eine Empfehlung wert. Es gibt Lachsfrühstück im 6. Stock mit Ausblick auf die Ankogel Gruppe [3.250m].

Die geräderten Nachtschwärmer nehmen die königsblaue Bayrische Regiobahn bis zum Chiemsee. In Freilassing fordert eine resolute Zugbegleiterin die Rhöner zu militärischem Gehorsam und stringenter Disziplin auf. Maske auf und Schnauze halten.

Die Grenzkontrolle der Bundespolizei kontrolliert den Zug. Die Rhöner gehorchen, wie die wolligen Tiere ihrer Heimat.

Von Prien am Chiemsee sind es noch hundert Kilometer bis zum Zielstrich in München. Landschaft spielt heute nur die zweite Geige.

Zwischen Bad Aibling und der Landeshauptstadt geht es eben hin. Die Stromlosen spielen ihre Trumpfkarten aus. Die letzte Etappe mutiert zum Kräftemessen der Glaubensrichtungen. Hühner, Enten und Gänse fliehen vor dem wild dahinrasenden Rhöner D-Zug in Hecken und Häuser. Im Hofbräuhaus wird um die Krone des Bierkönigs weitergekämpft.

Die Erfolge werden nass gemacht. Alle sind heil angekommen. Das Glück war den Rhönern hold bis zum letzten Pedaltritt. Auf ihren Schornsteinfeger werden die Jungs nie wieder verzichten wollen.

Strecke:
578.5 Alpenkilometer
6.530 Höhenmeter
Schüü woasch.
JM


TAG 5 – Rhöner wie Schweizer Uhrwerke

Die Rhöner liegen in fremden Betten. Die Fenster zur Straße sind gekippt oder stehen sperrangelweit offen. Die Sonne wandert vom großen Zeh die Wade hoch. Ein leuchtend grüner Käfer klettert an der Gardine hinauf.

Stimmengewirr und Stühlegeklapper ist aus der Ferne zu vernehmen. Ein Umstand der die schläfrigen Jungs nichts angeht. Dann setzt volltönend Blasmusik ein. Die Rhöner sind mit einem Satz am Fenster und trauen ihren Augen nicht.

Der Marktplatz vor dem Hotel ist mit Menschen gefüllt. Menschen im chicken Zwirn, Männer in historischen Trachten, Frauen mit gewaltigen Hüten und Federschmuck. Ein Altar steht in ihrer Mitte. Es ist Fronleichnam.

Mit der Zahnbürste im Mund erleben die einen Rhöner die Prozession und den Gottesdienst. Die Anderen schmieren ihre Fahrradkette.

Entlang der Salzach führt der Tauern Radweg die Entdecker ins nördliche Voralpenland und in die Irre. Die Männer sind mit sich selbst beschäftigt. Die Gruppe zerfällt, ständig fehlen einer oder zwei.

An Bischoffshofen und der Burganlage Hohenwerfen vorbei, verrichten die Beine und Füße der Rhöner ihren Job wie Schweizer Uhrwerke. In ihren Köpfen geht’s um gestern, um morgen und übermorgen. Sorgen formen sich zu Tränen die der Fahrtwind wieder abwischt. Aus Geplauder werden Gespräche, aus Gedanken Pläne.

Eh sich die Gruppe versieht, steht sie vor den Toren von Salzburg. Die Salzach schwemmt die Rhöner zurück ins pralle Leben. Check in, Dusche, Käffchen, Wolfgang Amadeus Mozart. Salzburg hat Flair. Die Rhöner belagern die Stadt. Jacky macht die Runde bis die Sperrstunde schlägt.


TAG 4 – Ruhetag auf dem Fahrrad

Rhöner Jungs sind auch nur Menschen. Rufe nach einem Ruhetag werden laut. Er wird genehmigt, im Sattel.

Der R8 Radweg durchs Mölltal beginnt kurz hinter Heiligenblut am Jungfersprung Wasserfall. Den Großglockner im Rücken, in den Beinen und im Kopf rollen wir gemächlich durch ein zauberhaftes alpenländisches Bilderbuch gen Osten.

Das Mölltal genießt den Ruf eines der schönsten Täler Österreichs zu sein. Stellt man Heidi, den Alp- Oehi und den Geißenpeter hinein, bekommt man eine Vorstellung davon, wie es hier aussieht. Es geht die meiste Zeit leicht bergab am Fluss entlang. Es gibt ein zweites Frühstück, kaum dass wir losgeradelt sind.

Die Erlebnisse des gestrigen Tages liegen auf dem Vesperbrot, werden in den Kaffee gerührt oder mit Schaum in den Kopf geschüttet.

Gegen Mittag erreichen wir Obervellach und treffen auf den Alpe Adria Radweg. Tagesziel ist das nördlich gelegene Sankt Vait im Pöngau.

Um dorfhin zu gelangen, nutzen die findigen Rhöner die Autoschleuse zwischen Mallnitz und Böckstein. Einer wird vorgeschickt die Lage zu erkunden und Tickets zu besorgen. Der Bahnhof Mallnitz liegt 500 Höhenmeter über dem Mölltal.

Oben angekommen sendet der Scout eine Nachricht und bläst zur Attacke. Die Rhöner reißen den Lenker hoch und schaffen die 10 Kilometer mit 15% Steigung in unter 30 Minuten.
Zugtür zu, Abfahrt.

Nördlich der Tauern ändern sich die Bilder. Das Hochgebirge tritt in den Hintergrund und wird von sanfteren, hügeligen Bergen abgelöst. Die Route gibt lange atemberaubende Abfahrten vor. Dem geneigten Leser berichten wir besser nichts von den Geschwindigkeiten auf der Tachoanzeige. Unsere Frauen könnten davon erfahren.

Am Gasteiner Arche Wasserfall treffen wir auf die Salzach und demmeln auf dem Tauern Radweg dem Tagesziel entgegen.

Was sonst noch in Erinnerung bleibt? Die Österreicher haben einigen ihrer Autobahntunnel einen Radweg verpasst. Kaum beleuchtet geht’s mit einem Affenzaster und Höllenlärm mittendurch. Eine in jedem Falle grenzwertige Erfahrung bei Gegenverkehr mit unbeleuchteten Rennrädern.

Die Radler künden ihr Kommen mit lauten Schreien an um nicht über den Haufen gefahren zu werden. Gegen 19Uhr stehen die Rhöner unter der Dusche. Hunger.


TAG 3 – Die Königsetappe – Zum heulen schön

Wortkarg sitzen sich die Rhöner am Frühstückstisch gegenüber. Die Anspannung ist greifbar, die Butter zu hart, die Brötchen von gestern.

Heute ist der Tag der Tage, heute erfüllt sich die Mission ihres Kommens, ihres Siegens, ihres Scheiterns. Der Großglockner.

Keiner der Jung’s hat je zweitausend Höhenmeter am Stück gefahren. Völlig irre, die Zahl wie die Vorstellung, dreiundzwanzig Kilometer mit neun bis vierzehn Prozent Steigung zu bewältigen. Ein Löffel fällt vom Tisch und klingt wie das Zerreißen einer Saite.

Dem Club der Familienväter werden letzte Sicherheitsinstruktionen erteilt. Gefrierendes Tauwasser in schattigen Kurven ist eine latente Gefahr, überhitzete Bremsen bei der Abfahrt eine weitere mit unabsehbaren Folgen.

Es fühlt sich an wie vor einer Prüfung. Das Aufgabenblatt liegt umgedreht auf dem Tisch.

Klotzig, wuchtig, schneebeckt türmt sich der Fels vor ihnen auf. Jeder ist bei sich, jeder ist Gemeinschaft. Bis zur Mautstatation Ferleiten auf 1115 Metern windet sich die Straße durch eine enge, dicht bewachsene Schlucht. Kurzes Verschnaufen, Essen, Trinken.

Oberhalb der Baumgrenze beginnen die Schneefelder. Der eigene Körper ist eine Maschine, ein passendes Zahnrad im System der rotierenden Kurbel. Ab 2000 Metern gibt es kein Halten mehr. Pures Adrenalin wird durch die Venen gepumpt.

Die Fuschertörl Gedenkkapelle taucht auf 2504 Metern auf. Es ist zum Heulen schön.

Jeder Ankömmling wird wie ein Sieger gefeiert. Acht Rhöner Siegreiche, aufgereiht auf einer Perlenkette sind durchgekommen, haben gekämpft, sich durch Schmerz und Schweiß gequält.

Acht Rhöner haben das Aufgabenblatt umgedreht, konzentriert erledigt und die Prüfung bestanden.


TAG 2 –  Mit Rhöner Strom zum Steinernen Meer

In jedem heimischen Rhöner wurzelt ein umtriebiger Kelte. Ihre Strahlkraft reicht weit über die Landesgrenzen Thüringens hinaus, in die Nordrhein-Westfälische Rheinmetropole Düsseldorf oder den Landkreis Limburg- Weilburg in Hessen.

Enge Familienbande trägt den Geist der Rhön bis ins nordische Niedersachsen nach Hannover. Dabei ist die Art ihrer Fortbewegung von besonderer Bedeutung.

Während ein Viertel der traditionellen Rhöner der Potenz reiner Muskelkraft vertraut, bedienen sich Dreiviertel bereits modernster E-Bike-Technologie. Die einen fahren ohne Strom, die anderen mit Strom und in den späten Nachmittag- und Abendstunden stehen sie gelegentlich unter Strom.

Der erste Blick aus dem Fenster des Lechnerhofes am Achensee lässt den Rhöner erstarren. Hochgewachsenes Gras ist von Reif überzogen. Bei einem ausgiebigen Frühstück geben die Jungs der Natur ihre Zeit. Gegen halbzehn sind die Temperaturen zweistellig.

Der Radweg führt entlang der Nord Süd Achse des Achensees nach Maurach und gibt einen atemberaubenden Blick auf schneebedeckte Gipfel frei. Inmitten der Stadt stürzt sich die enge Kreisstraße in steilem Kurven hinab ins Inntal.

Schilder mahnen, Bremsen qualmen, auf den Gesichtern der Abenteurer hat sich fettes Grinsen breit gemacht.

Die Rhöner radeln am Fluss entlang in Richtung Salzburg. Der Radweg fädelt sich kreuzstichartig über und unter den Fluss, die Bahn und die Straße.

In Wörgl gibt’s Corona Tests und nochmal Frühstück. In Elmau hocken die Männer im Biergarten unter einem Lindenbaum am Fuße des Wilden Kaisers.

Hinter jeder Biegung fließt ein neues Bild durch die Augen in die Herzen. Mit jedem Tritt nehmen sie Land und Leute in sich auf. In Tirol hat die Heuernte begonnen.

Bäuerinnen wenden das Gras in anmutigen Bewegungen auf steilen Hängen. Ihre bunten Kleider flattern im Wind. Das Spiel ihrer Sehnen und Muskeln, die gewandte Leichtigkeit ihrer Arbeit verklärt die Blicke der Entdecker.

Nach 130 Kilometern Auf und Ab sind die Herren platt. In Maria Alm am Steinernen Meer beziehen sie Quartier beim Almerwirt.


UPDATE 01.6.21

Jochen Greis, ehemaliger Bürgermeister von Fischbach und nun Exilrhöner in Österreich verfolgt die Radtour durch sein Wahlheimat. Er schreibt dem Rhönkanal und den Fahrern:

Ein herzliches Grüß Gott,

aus dem schönen Alpenland Österreich an die 8 Radfahrer aus der Rhön, die auf dem Weg zum Großglockner sind. Sicher ist diese Tour um diese Jahreszeit immer ein besonderes Erlebnis.

Aber besonders in diesem Jahr, lag sehr viel Schnee am Großglockner und so wird das für euch auch ein unvergessliches Erlebnis werden. Die ausgefrästen Schneewände an den Straßenseiten sind in diesem Jahr besonders hoch und betragen zum Teil zwischen 8 und 10 Meter Höhe.
Zudem gab es in den Bergen unserer Hohen Tauern, in diesem nassen und kalten Frühjahr, immer wieder viel Neuschnee.

Ich schreibe euch das, weil ich selbst ein Rhöner bin und hier in der Nähe der Gr0ßglocknerstraße wohne. Bin selbst auch gerne auf dem Rad unterwegs, war auch schon da, wo ihr jetzt hinwollt und weis auch was auf euch zukommt.

Ich wünsche euch allen ein unvergessliches Erlebnis, eine Unfall freie Fahrt, viel Spaß, das richtige Wetter und kommt wieder gesund nach Hause.

Jochen Greis

 


TAG 1 – Eigentlich Italien nun wird es der Achenpass (30.5.21)

Der Tourstart am 30.Mai 2021 ist eine pandemische Punktlandung. Die Inzidenzen gegen europaweit runter, das Fahrradfieber steigt. Noch vor kurzem waren wir drauf und dran hinzuschmeißen. Jetzt reißen die südlichen Nachbarn Türen und Tore auf. Die Rhöner kommen.

Nach dem letzten Auftritt der Rhöner Jungs auf ihrem Weg zur Ostsee, sollte uns in diesem Jahr der Weg nach Venedig führen. Doch die Pasta muss warten. Italien leidet unter zu vielen Regeln und Quarantäne und diesem und jenem.

Der Rhöner ist kein Hürdenläufer. Er braucht es einfach und rauh, gehaltvoll und fettig.

Es wird umgeplant. Die Rhöner drehen eine Runde durch die Alpen. Unmenschlich? Mag sein, wir werden sehen.

Die Truppe hat eine Zellteilung erfahren, aus vier sind acht Rhöner Jungs geworden. Acht Männer, fern ihrer Frauen, gierig auf Leben und Abenteuer. Start und Ziel ist München.

Angereist wird aus aller Herren Bundesländer, mit unterschiedlichen Zügen zu unterschiedlichen Zeiten. Am Ufer des Tegernsee ist die Truppe vereint.

Es ist dieser Gänsehauteffekt, der jeden befällt, wenn sich am Horizont die Shilluette der Alpen zeigt. Lust und Furcht, Wille und Respekt vermischen sich zu einem unklaren, in der Ferne leuchtenden Gefühl etwas Großes zu schaffen.

Nach 96 Kilometern über den Achenpass erreichen die Rhöner bei einbrechender Dunkelheit ihr erstes Etappenziel in Achenkirch am Achensee.

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