Gastbeitrag von Christopher Eichler
Nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Italien und neuen Fällen in Deutschland, spricht das Bundesgesundheitsministerium vom Beginn einer Epidemie.
Grund zu Panik besteht aber nicht.
Das Gesundheitsamt des Landkreises Schmalkalden-Meiningen hat deshalb wichtige Informationen zusammengetragen, damit sich Bürgerinnen und Bürger seriös informieren können. Hier finden Bürgerinnen und Bürger Antworten auf häufig gestellte Fragen sowie Links zu wichtigen Institutionen.
Sobald bei einem Patienten im Landkreis das neue Coronavirus nachgewiesen wird, wird das Landratsamt die Öffentlichkeit umgehend informieren.
Wofür stehen SARS-CoV-2 und Covid-19?
Seit dem 11. Februar hat das neuartige Coronavirus, das bislang vorläufig mit 2019-nCoV bezeichnet wurde, einen neuen Namen: SARS-CoV-2. Das Akronym SARS steht dabei für Schweres Akutes Atemwegssyndrom.
Der Name weist auf die enge Verwandtschaft zum SARS-Virus hin, das 2002/2003 eine Epidemie ausgelöst hatte. Auch die Lungenkrankheit, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden kann, hat einen neuen Namen erhalten. Sie wird nun Covid-19 (Corona Virus Disease 2019) genannt.
Welche Länder/Regionen sind von Erkrankungen mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) betroffen?
Betroffen ist insbesondere die Metropole Wuhan (11 Millionen Einwohner) in China und die Provinz Hubei, zu der Wuhan gehört, sowie die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo und Taizhou in der Provinz Zhejiang.
Auch andere Länder haben inzwischen über Fälle oder lokale Ausbrüche berichtet. In Deutschland sind bislang nur wenige bestätigte Fälle aufgetreten.
Aktuelle Fallzahlen, betroffene Länder und Informationen zu Risikogebieten sind hier zu finden.
Wie groß ist die Gefahr, dass sich die Atemwegserkrankung Covid-19 jetzt auch in Deutschland ausbreitet?
Mit einem Import von weiteren Fällen nach Deutschland muss gerechnet werden. Auch weitere Übertragungen, Infektionsketten, lokale Infektionsgeschehen und Ausbrüche in Deutschland sind möglich.
Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland wird aktuell von den Experten des Robert Koch-Instituts als gering bis mäßig eingeschätzt. Eine weltweite Ausbreitung des Erregers wird als wahrscheinlich angesehen.
Wie ist Deutschland vorbereitet?
Deutschland ist gut vorbereitet. Vor allem das Netzwerk von Kompetenzzentren und Spezialkliniken in Deutschland ist international beispiellos. Innerhalb kürzester Zeit wurde beispielsweise an der Berliner Charité der erste Schnelltest weltweit zum Nachweis des neuartigen Virus‘ entwickelt.
Deutschland verfügt über ein sehr gutes Krankheitswarn- und Meldesystem und Pandemiepläne. Außerdem werden in Deutschland regelmäßige Notfallübungen an Flughäfen durchgeführt. Die Koordinierung und Informationen übernimmt das Robert Koch-Institut.
Sowohl die Bundesregierung und alle Bundesländer verfügen über entsprechende Pandemie-Pläne. Darin sind konkrete Maßnahmen festgelegt, um eine Ausbreitung der Erkrankungswelle einzudämmen.
Auch in Thüringen wurde im Gesundheitsministerium vorsorglich ein „Koordinierungsstab Corona-Virus“ mit Experten aus verschiedenen Landesbehörden eingerichtet. Weitere Informationen hier!
Wo liegt der Ursprung des Ausbruchs?
Nach Angaben der chinesischen Behörden in Wuhan waren einige Patienten als Händler oder Verkäufer auf dem Huanan-Seafood-Markt in Wuhan tätig. Es ist der größte Seafood-Markt in Wuhan mit über 600 Ständen und 1.500 Arbeitern. Es wird berichtet, dass auch Wildtiere bzw. Organe von anderen Tieren und Reptilien auf dem Markt angeboten wurden.
Man nimmt daher an, dass der Vorläufer von SARS-CoV-19 von Wildtieren stammt. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich die ersten Patienten Anfang Dezember auf dem Huanan-Seafood-Markt in Wuhan angesteckt haben, der am 1.1.2020 geschlossen wurde.
Was sind Coronaviren?
Coronaviren wurden erstmals Mitte der 60er Jahre identifiziert. Sie können sowohl Menschen als auch verschiedene Tiere infizieren, darunter Vögel und Säugetiere.
Coronaviren verursachen bei Menschen verschiedene Krankheiten, von gewöhnlichen Erkältungen bis hin zu gefährlichen oder sogar potenziell tödlich verlaufenden Krankheiten wie dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS) oder dem Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS).
In der Vergangenheit waren schwere, durch Coronaviren verursachte Krankheiten wie SARS oder MERS zwar weniger leicht übertragbar als Influenza, aber sie haben dennoch zu großen Ausbrüchen geführt, zum Teil in Krankenhäusern.
Wie wird das neue Virus übertragen?
Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Es wurden auch Fälle bekannt, in denen sich Personen bei Betroffenen angesteckt haben, die nur leichte oder unspezifische Krankheitszeichen gezeigt hatten. Das Virus verursacht in erster Linie Atemwegserkrankungen.
Es ist davon auszugehen, dass die Übertragung – wie bei anderen Coronaviren auch – primär über Sekrete der Atemwege erfolgt.
Wie lange dauert es, bis die Erkrankung nach Ansteckung ausbricht?
Derzeit wird davon ausgegangen, dass es nach einer Ansteckung bis zu 14 Tage dauern kann, bis Krankheitszeichen auftreten.
Welche Krankheitszeichen werden durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst?
Wie bei anderen Erregern von Atemwegserkrankungen kann eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu Krankheitszeichen wie Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber führen. Bei einem Teil der Patienten scheint das Virus mit einem schwereren Verlauf einherzugehen und zu Atemproblemen und Lungenentzündung zu führen.
Todesfälle traten allerdings bisher vorrangig bei Patienten auf, die älter waren und/oder bereits zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten. Derzeit liegt der Anteil der Todesfälle, bei denen die Erkrankung mittels Labortest bestätigt wurde, bei etwa 2 Prozent.
Es ist aber wahrscheinlich, dass dieser Anteil tatsächlich geringer ist, weil sich die Daten auf Patienten beziehen, die im Krankenhaus behandelt wurden.
Wie kann man sich schützen?
Gegenwärtig gibt es keinen Anhalt für eine anhaltende Viruszirkulation in Deutschland. Dennoch ist es ratsam, folgende Maßnahmen einzuhalten: gute Handhygiene, Husten- und Nies-Etikette sowie Abstand zu Erkrankten halten.
Diese Maßnahmen schützen auch vor anderen akuten Atemwegserkrankungen, u.a. auch vor der Virus-Grippe und sind ohnehin auch in Anbetracht der Grippewelle angeraten.
Umfangreiche Informationen zur Hygiene beim Husten und Niesen sowie zum Händewaschen werden durch die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung und das RKI zur Verfügung gestellt.
Bei der Pflege von Erkrankten schützt sich medizinisches Personal mit Einmalkitteln, Handschuhen und speziellem Mundschutz.
Was sind die ersten Symptome, bei denen man Verdacht schöpfen sollte?
Das Entscheidende ist der Kontakt mit einem tatsächlich an Coronaviren erkrankten Menschen. Nur dann ist eine Infektion möglich. Die Symptome können ähnlich denen einer Grippe sein: Erkältungssymptome, trockener Husten, Fieber, unter Umständen auch Atemnot.
Einen Arzt sollte man bei schweren Symptomen oder bei Kontakt mit an Coronaviren erkrankten Personen konsultieren. Wichtig zu wissen: eine Infektion mit dem Grippevirus ist viel häufiger.
Was passiert im Verdachtsfall?
Wenn bestimmte Kriterien vorliegen (hinsichtlich Symptomatik und Kontakt zu einem bestätigten Fall bzw. Aufenthalt in einem streng definierten Risikogebiet, siehe unten) führt der Arzt oder die Ärztin mit geeigneter Schutzkleidung eine Untersuchung durch und entscheidet, ob ein begründeter Verdachtsfall vorliegt.
In diesem Fall wird in der Regel eine stationäre Einweisung veranlasst.
Auch die Laboruntersuchung wird dann stationär durchgeführt. Liegt kein begründeter Verdachtsfall (sondern ein „Fall unter differienzialdiagnostischer Abklärung“) vor, erfolgt eine ambulante Labordiagnostik durch den Hausarzt, wobei sich der Patient bis zum Befundeingang möglichst kontaktreduziert im häuslichen Umfeld aufhalten sollte. Sollte dabei eine Infektion mit SARS-CoV-2 festgestellt werden, erfolgt eine stationäre Einweisung.
Was hilft gegen dieses Virus, kann man behandelt werden?
Die wenigsten Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen schwer. Bei den in Deutschland bisher bekannt gewordenen Fällen standen bisher meist Erkältungssymptome im Vordergrund.
Im Zentrum der Behandlung der Infektion stehen die optimalen unterstützenden Maßnahmen entsprechend der Schwere des Krankheitsbildes sowie die Behandlung von relevanten Grunderkrankungen bzw. Symptomen. Es gibt aber bisher kein Medikament, das dieses Virus gezielt abtötet.
Was sollten Personen tun, die Sorge haben, sich mit SARS-CoV-2 infiziert zu haben, oder die aus Regionen zurückkehren, in denen es vermehrt zu Übertragungen kommt?
Personen, die (unabhängig von einer Reise) einen persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das neuartige Virus SARS-CoV-2 definitiv im Labor nachgewiesen wurde, sowie Personen, die sich in einem Risikogebiet (siehe unten) aufgehalten haben, sollten generell Kontakte zu anderen Personen vermeiden und sich unverzüglich telefonisch mit dem Hausarzt in Verbindung setzen.
Dieser meldet den sogenannten begründeten Verdachtsfall dem Gesundheitsamt, das dann weitere Maßnahmen nach Empfehlungen des RKI durchführt.
Für Reisende aus Regionen, die keine streng definierten Risikogebiete sind, in denen es aber vermehrt zu Übertragungen kommt (z.B. China, Italien, Iran, Südkorea), gilt: Wenn diese innerhalb von 14 Tagen nach Rückreise Fieber, Husten oder Atemnot entwickeln, sollten sie – nach telefonischer Anmeldung und mit Hinweis auf die Reise – einen Arzt aufsuchen.
Zudem sollten die Betroffenen unnötige Kontakte vermeiden, nach Möglichkeit zu Hause bleiben, beim Husten und Niesen Abstand halten oder sich wegdrehen und sich die Armbeuge oder ein Taschentuch, das sie sofort entsorgen, vor Mund und Nase halten. Die Hände sollten regelmäßig und gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden.
Für alle Flugreisende aus China gilt seit dem 15.2.2020 ein besonderes Verfahren.
Reisende aus ganz China (einschließlich der Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau) wurden durch Anordnungen des Bundesministeriums für Gesundheit verpflichtet, auf Aussteigekarten Angaben zu ihrem Flug und zu ihrem Aufenthaltsort in den folgenden 30 Tagen nach Landung zu machen sowie eine Selbstauskunft zu ihrem Aufenthaltsort in China, Kontaktpersonen und gesundheitlichen Befinden abzugeben.
Die Fluggesellschaften geben die Aussteigekarten aus und übergeben die ausgefüllten Karten an die Gesundheitsämter zur Aufbewahrung.
Welche Gebiete sind als Risikogebiete anzusehen?
Derzeit (Stand: 26.02.2020) sind durch das Robert Koch-Institut folgende Risikogebiete definiert:
In China: Provinz Hubei (inkl. Stadt Wuhan) und die Städte Wenzhou, Hangzhou, Ningbo, Taizhou in der Provinz Zhejiang.
Im Iran: Provinz Ghom
In Italien: Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in der Region Venetien.
In Südkorea: Provinz Gyeongsangbuk-do (Nord-Gyeongsang)
Kontakt Gesundheitsamt im Landratsamt Schmalkalden-Meiningen
E-Mail: gesundheitsamt@lra-sm.de