So eine historische Altstadt ist etwas Wunderbares: enge Gassen, alte Gemäuer, Kopfsteinpflaster. In Sachen Umweltschutz und Energieeffizienz sind denkmalgeschützte Bereiche – wie die Altstadt von Geisa im Wartburgkreis – allerdings besonders harte Nüsse.
Um den ursprünglichen Charakter zu bewahren, kann man nicht einfach Photovoltaikmodule oder Windräder installieren. Auch das Dämmen von Fassaden ist kaum eine Option.
Was also tun? Bürgermeister Martin Henkel und Bauamtsleiter Christoph Kritsch machten sich schon 2007 darüber Gedanken, wie sie ihre Stadt ins Zeitalter der Energieeffizienz lenken können.
Mit Erfolg, wie Henkel sagt: „Heute erzeugen wir die Wärme für die kommunalen Einrichtungen zu rund 90 Prozent mit nachwachsenden Rohstoffen.“ Kritsch ergänzt: „Die Anlagen entlasten den Stadtsäckel – davon profitieren natürlich auch unsere Bürger.“
Kommunalverwaltung ist Vorreiter
Im Jahr 2010/11 wurde dazu ein Nahwärmenetz aufgebaut. Herzstück ist eine 650-Kilowatt-Holzhackschnitzel-Heizanlage. Sie beheizt das Rathaus, das Bauamt, das Schlossgebäude mit der Point Alpha Akademie, samt Bettenhaus und Konferenzgebäude. Ferner das Stadtmuseum und eine Galerie. „Insgesamt flossen Fördergelder von der EU, dem Bund und den Ländern in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrages“, sagt Henkel.
2012 wurde auf der Bauhofhalle eine 100-Kilowatt-Photovoltaikanlage installiert, die bis dato mehr als eine halbe Million Kilowattstunden Strom erzeugt und über eine viertel Million Kilogramm CO2 vermieden hat, wie Dominik Ebert von der Stadtverwaltung Geisa vorrechnet.
1200 Hektar großer Stadtwald
Im Jahr 2013 kam ein zweites Nahwärmenetz samt Holzhackschnitzel-Heizanlage hinzu. Dieses Kraftwerk beliefert das Kulturhaus nebst Kindergarten, Ärztehaus und Haus der Vereine.
Heizen mit Holz ist in Geisa sinnvoll: die Stadt hat einen 1200 Hektar großen Wald.
„Das reicht für die Eigenversorgung“, sagt Bauamtsleiter Kritsch. Sein Kollege Ebert ergänzt: „Wir verbrauchen in einem Jahr circa 300 Tonnen Hackschnitzel und erzeugen damit über 700.000 Kilowattstunden Wärme. Das entspricht einem Heizölverbrauch von 85.000 Litern. Somit sparen wir über 225 Tonnen CO2 im Jahr ein.“
Erdgasleitung geplant
„Zudem wurden mittlerweile sämtliche Straßenlaternen mit effizienten LED ausgerüstet“, sagt Henkel. Fehlen nur noch die Privathaushalte. Doch da die meist zu wenig Fläche haben, um größere Mengen Holz zu lagern, müssen hier neue Lösungen her.
Eine ist bereits in Sicht: Bürgermeister Henkel setzt sich dafür ein, dass Geisa bald ans Erdgasnetz angeschlossen wird. Damit ließen sich die historischen Gebäude in der Altstadt zwar nicht zu 100 Prozent ökologisch beheizen, doch im Vergleich zu den heutigen Ölheizungen würden die Emissionen drastisch sinken.
Die Gasleitung könnte zudem den entscheidenden Ökovorteil liefern, von dem Kritsch schon heute träumt: Durch sie könnte Biogas in die Stadt strömen. Dann wäre beides geschafft: Klimaschutz und Denkmalschutz unter einem Dach.
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Setzen sich für Energiegewinnung ein (von links: Revierförster Matthias Schorr, Bürgermeister Martin Henkel und Bauhofmitarbeiter Dominik Ebert
Text und Foto: Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA)