Gastbeitrag von Manfred Dittmar
Zu einer Jubiläumstour auf die Milseburg traf sich letztens die „Geisweg-Gruppe“, eine Wandergemeinschaft, gespickt mit vielen Rhönklubmitgliedern des Zweigvereins Geisa, am Standort des ehemaligen „Grünen Baums“, dem Gründungslokal des hiesigen Wandervereins.
An einem Stück nur für gute Wanderer
Zehn Jahre geht es nun in Folge mit einer zwölfköpfigen Mannschaft auf dem 26 km langen Geisweg zum Berg der Superlative, der Perle der Rhön, wie die sagenumwobene Milseburg von den Kennern der Rhön mit Fug und Recht genannt wird. Denn wer einmal auf der Felsgruppe gestanden und den weiten Rundumblick genossen hat, den zieht es immer wieder auf die faszinierende Bergkuppe.
Schon seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gibt es den Geisweg als offiziellen Rhönklubwanderweg, der – mit einem roten offenen Dreieck gut markiert – durch eine reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft führt. Dies und auch der Wille, dass uns dieser hundertjährige Traditionsweg erhalten bleibt, hat uns bewogen, diese jährliche Herbsttour zu unternehmen.
Vom Schlangenpfad zum Rockenstuhl
Pünktlich um 07:30 Uhr und mit guter Laune sowie diversen Brotzeitutensilien im Gepäck machten wir uns zunächst an der Geis entlang auf den Weg. Nach dem Röderweg folgten wir dann am Waldrand der Markierung über den Schlangenpfad, der seinerzeit von einem Oberförster (Vorsitzender des Zweigvereins) als Panoramaweg angelegt worden war, bis zum Bocksberg.
Durch den Hohlweg aufwärts erreichten wir den versteckt liegenden Aussichtspunkt „Ulsterblick“ (Hinweisschild) und freuten uns, dass man jetzt wieder freie Sicht ins Ulstertal bis zu den Kali-Abraumhalden hat. Weiter ging es nun zum Geiserämter Kreuz mit herrlichem Panoramablick über das „Hessische Kegelspiel“ am geschichtsträchtigen Rockenstuhl vorbei, über die Alte Straße nach Ketten und weiter zum Bildtannenplatz mit der Mariengrotte, direkt am Kolonnenweg der ehemaligen innerdeutschen Grenze gelegen.
Rast im Lothar Mai Haus
Jetzt waren wir doch schon eine ganze Zeit unterwegs, Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, ehe wir frisch gestärkt nach dem Passieren des Kettener Kreuzes und des Katzensteins durch die Obernüster Flur wieder von beeindruckenden Panoramabildern begleitet den Weg fortsetzten, die Felder nach Mahlerts durchwanderten und dann dort in der „Gaststube zum Nüsttal“ bei Familie Flüge Einkehr hielten.
Anschließend führte uns der Weg durch Obergruben zum „Großen Grubenhauk“ hinauf und wenig später erlebten wir ein weiteres Panorama, diesmal vom Ellenbogen bis zur Hohen Rhön. Unsere nächste Station war auf 640 m Höhe in bester Alleinlage und mitten in der Natur das Berghotel „Lothar Mai Haus“, wo wir im Biergarten noch einmal eine Pause machten, bevor die letzten 5 km in Angriff genommen wurden.
Archäologischer Lehrpfad
Es folgte die Oberbernhardser Höhe, ein kleines Naturschutzgebiet mit Kalkmagerrasen und einer ausgeprägten Wacholderlandschaft. In Richtung Kleinsassen hatten wir, schon bald mit letzten Kräften, die Parkplätze am Fuße der Milseburg erreicht und ein wenig später dann auch den Startpunkt für den Archäologischen Lehrpfad, wo unser Aufstieg begann, sogleich auch noch die letzten Reserven mobilisiert und von der Schutzhütte aus den Felsengipfel (835 m) mit der Kreuzigungsgruppe (von 1756) bestiegen.
Um 15:30 Uhr hatten wir unser Ziel erreicht. „Geschafft!“ – nach 26 km das erlösende Wort und wie immer wieder die faszinierende Belohnung, der atemberaubende Rundumblick auf die Hohe Rhön, das Ulstertal, den Vogelsberg und nicht zu vergessen das wunderschone Landschaftsbild rund um den markanten Basaltfelsen, eine unverwechselbare großartige Naturkulisse.
Rhönlieder auf der Milseburg
Das mussten wir natürlich mit Wanderfreuden und auch einer gewissen innerer Andacht ausgiebig genießen. Nun aber lockte die Einkehr in die urige Wanderhütte, betrieben von Familie Kümpel, wo schon viele wunderschöne Stunden bei Kerzenschein und gewürzt mit Rhöner Liedern verlebt wurden. Vorher jedoch noch schnell einen Blick in die St.-Gangolfs-Kapelle, die schon 1493 erstmals erwähnt wird.
Für deren Errichtung gibt es mehrere Deutungen. Eine davon ist, dass der heilige Gangolfus an dieser Stelle den wütenden Riesen Mils mit Gebeten bezwungen hätte. Noch heute werden hier an ausgewählten Feiertagen Gottesdienste abgehalten.
Gemütlichkeit in der Berghütte
Ja, diese Berghütte hat schon ihren besonderen Reiz mit ihrer sprichwörtlichen Gastlich- und Gemütlichkeit, wie wir bei jeder Tour immer wieder erfahren mussten und nicht zu vergessen die gute Rhöner Küche. Kein Wunder, dass wir es auch diesmal bis 19 Uhr ohne Probleme aushielten und uns dann bei bester Stimmung auf die Socken machten, denn unsere Taxifahrer warteten unten am Parkplatz, um uns wieder sicher nach Hause zu bringen.
Die Gipfelstürmer (von links): Ralf Kunzendorf, Michael Krüger, Matthias Breitenbach, Martin Henkel (Bürgermeister), Steffen Bott, Jürgen Fleck, Matthias Kehr, Steffen Wendler, es fehlen auf dem Bild: Dominik Ebert, Stefan Wingenfeld, Christoph Fischer (Foto: Hans Ludwig Vogt)